„Ich werde nicht graben!“
Es war Steve, der seine Schaufel trotzig zu Boden warf und damit andeutete, daß er dieses Spiel nicht mitmachen wollte.
„Sie wollen nicht, Steve? Aber Sie haben dafür doch die richtige Ausrüstung, oder? Im Gegensatz zu mir, vor zwei Tagen …“
Steve verstand die Anspielung und rätselte, woher der Fremde ihre Namen kannte, weigerte sich dennoch zu graben. Mittlerweile hatten sich die Augen der Männer an das fahle Mondlicht gewöhnt, konnten die Konturen gut unterscheiden. Ben ließ die Waffe nur geringfügig sinken und zielte seelenruhig auf Steves Knie.
„Ich bin kein besonders geübter Schütze“, sagte er bedächtig, „und wenn ich jetzt … auf Ihre Kniescheibe ziele, Steve, kann es … durchaus passieren, daß ich Ihre … Eier treffe.“
Als hätte man ihn geschlagen, so rasch bückte sich der blonde Riese, griff sich die Schaufel und begann hastig zu graben. Carl und Ben sahen ruhig zu, wie auch die beiden anderen mit ihren Grabarbeiten begannen.
Nach einer halben Stunde hatte jeder der drei ein passables Loch gebuddelt.
„Wie tief sollen wir denn noch graben?“ fragte ein schwitzender Miguel, bereits bis zu den Hüften versunken.
„Das dürfte tief genug sein“, bekam er von Ben zur Antwort. „Nur, Miguel, die Form gefällt mir noch nicht. Das Loch muß irgendwie … länglich sein.“
Schon begannen alle drei mit der einseitigen Erweiterung ihres Loches. Bis Steve inne hielt.
„Was meinen Sie mit länglich?“ fragte er mißtrauisch
Benjamin zeichnete mit der Beretta die Konturen, während er antwortete:
„Länglich. So. Wie ein Koffer. Oder ein – Grab!“
Als hätten sie einen Stromstoß erhalten, so plötzlich verharrten die drei Männer. Sie sollten sich ihr eigenes Grab schaufeln? Was hatte dieser Unmensch mit ihnen vor? Wollte er sie erschießen und anschließend verscharren? Wie konnten sie das verhindern? Er hielt seine Waffe auf sie gerichtet, und daß er davon Gebrauch machen würde, galt als sicher. Das Beste war, einfach weiterzugraben. Also gruben sie. Und schwitzten trotz der Kälte der Nacht. Zeitweilig ragten nur noch die Köpfe von Miguel, Steve und dem Chauffeur heraus, als Ben nähertrat, die drei Gräber begutachtete und sagte:
„Das genügt! Sie dürfen herausklettern.“
Kurze Zeit später standen die drei Gefangenen am Weg, die Hände mit glänzenden Handschellen auf …
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