Der angerichtete Hummer auf dem prunkvoll gedeckten Tisch war eine Augenweide. Garniert mit einheimischem Gemüse, vermittelte er den Eindruck, als würde er noch leben. Obwohl Ben die barbarische Art verabscheute, einen Hummer bei lebendigem Leibe ins kochende Wasser zu werfen, konnte er der Versuchung doch nicht widerstehen. Patricia hatte bereits Erfahrung mit diesen Krustentieren, für Ben war es eine Premiere. Ein Kellner ging ihm ein wenig zur Hand, benutzte geschickt die Hummerzange, nach kurzer Zeit lag das weiße Fleisch auf ihren Tellern, genüßlich schloß Ben nach dem ersten Bissen die Augen. Ein unglaublicher Geschmack legte sich auf seine Zunge. Und ein unerwarteter obendrein: Bei dem Gedanken, daß sich Hummer fast ausschließlich von Aas ernähren.
Dazu tranken sie kalifornischen Weißwein, und Ben mußte an Ines Fuentes denken, die er in Monte Carlo getroffen hatte, und deren Vater einen internationalen Weinkeller besaß. Er erzählte Patricia von seinen Gedanken und von Ines. Auch davon, was er im südfranzösischen Fürstentum erlebt hatte, und daß man Ines fälschlicherweise für seine Frau gehalten hatte. Patricia lächelte unsicher. Über das Thema Ehe hatte sie mit Ben noch nie gesprochen, und es drängte sie keineswegs, gerade jetzt damit anzufangen.
***
Gischt peitschte am Bootsrand entlang, wie kleine Schweißperlen legten sich die feinen Wassertropfen auf die Insassen, auf die Sitze, auf die Armaturen. Der Bootsführer gab ordentlich Gas, er mußte heute noch ein weiteres Mal hinaus fahren. Patricia und Ben auf dem Rücksitz genossen die Fahrt und die salzige Seeluft, ihre Haare wehten im Wind des Pazifiks.
Nach einer guten halben Stunde erreichten sie das schillernde Riff, das an manchen Stellen beinahe aus dem Wasser ragte und an anderen Orten wiederum hinabsank bis in unerreichbare schwarze Tiefen. Das Boot wurde langsamer, Hugh, der Skipper, suchte den geeigneten Platz, stoppte die Maschine und warf den Anker. An Bord war alles vorbereitet, die Preßluftflaschen gefüllt, Ben und Patricia legten ihre Ausrüstung an, machten einen kurzen Atemtest und stürzten sich in die blaugrünen Fluten.
Unmittelbar nach ihrem Eintauchen kehrte Ruhe ein. Eine Ruhe, die man so nur im Meer erlebte, wo alle Geräusche der Oberfläche ferngehalten wurden, wo nichts die Erholsamkeit unter Wasser störte. Vor ihren Augen tat sich eine andere Welt auf, eine Welt, die …
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