Die Verletzung an Bens Arm erwies sich als weniger gefährlich als es zunächst den Anschein hatte, bei Erreichen der Küste ließ die Blutung bereits nach. Es war eine Wunde, als hätte er seinen Arm an einen Schleifstein gehalten. Aber das Meerwasser sorgte für eine baldige Heilung, wenige Tage später war der Vorfall vergessen; die Heimreise stand an.
Am Vorabend ihres Abflugs machten Patricia und Benjamin einen ausgedehnten Spaziergang zu ‚ihrer’ Bucht, genossen noch ein letztes Mal die wärmenden Strahlen der untergehenden Hawaiisonne. Beide hatten hier den schönsten Urlaub ihres Lebens verbracht, wollten sich die Erinnerung daran lange bewahren. Morgen schon würden sie im herbstlichen London eintreffen, mit seinem Nebel, seinen Niederschlägen, seiner nassen Kälte. Kaum vorstellbar bei dem paradiesischen Anblick, der sich den beiden am letzten Abend hier auf Hawaii präsentierte.
Benjamin führte seine Begleiterin zu Tisch, und aus heiterem Himmel begann er zu reden von seiner neuen Situation, hauptsächlich gekennzeichnet vom Fehlen jeglicher Angst. Jetzt erst erzählte er von den Abenteuern während seiner Reise durch die südlichen Staaten, von seinem traumatischen Erlebnis mit Raoul, von dem jungen Indianer und von der Hängepartie in der Steilwand bei Las Vegas, wo er zum ersten Mal diese Furchtlosigkeit spürte. Patricia war bestürzt, aber je mehr ihr Entsetzen zunahm, umso weniger berührt zeigte sich Ben. Wieder berichtete er so sachlich, so emotionslos, als beträfe dies alles nicht ihn, sondern einen Fremden. Ein Gefühl, welches er auch in der Steilwand bei Las Vegas spürte.
Beide waren sich nach diesem Gespräch bewußt, daß Benjamin sich letztlich nur zur Wehr gesetzt und diejenigen, die ihm so großes Unrecht zugefügt hatten, zur Rechenschaft gezogen hatte, nichts weiter; dennoch hatte er gegen das Gesetz verstoßen, Selbstjustiz geübt. Niemand wußte das besser als die Richterin.
„Benjamin“, begann Patricia zögerlich und angelte mit ihrem Löffel kleine Fruchtstückchen aus ihrem Glas, „es wird im Leben immer gewisse … Ungerechtigkeiten geben. Manchmal kleine, manchmal etwas größere, niemals wird man alles … sühnen können, auch wenn einen mitunter der Haß zu zerfressen droht. Natürlich weiß ich aus meinem Berufsleben, daß es Dinge …
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