… auf den Hügeln und Bäumen vor der Mauer, eben überall, von wo aus man einen Blick auf das Spektakel werfen konnte, drängten sich die Menschen. Nun wurden die sieben Mädchen von den Priestern, die sie auch später in die Höhle des Gottes begleiten würden, zur Arena geführt. In durchscheinende kurze Gewänder gekleidet boten sie einen unwiderstehlichen Anblick mit den schlanken durchtrainierten Gliedern und den langen, im milden Wind wehenden Haaren. Eine wilde und doch melancholische Melodie, die von Panflöten gespielt wurde, war für diese Gelegenheit ausgewählt worden. Sie setzte ein, als die Opfer des Taurus die Mitte des Platzes erreicht hatten und der Tanz begann. Wie in Trance begann sich Elena zur Musik zu bewegen. In ihren wilden und doch graziösen Bewegungen und Gesten kam ihre ganze Verzweiflung zum Ausdruck und auch ihre heiße Sehnsucht nach Leben; nach einem Leben, daß nicht in der dunklen Höhle des Minotaurus enden mußte. Durch ihre Traurigkeit war ihr Tanz ausdrucksvoller und rührender als der der anderen Mädchen. Sie wirbelte zum Klang der Flöten durch den Sand der Arena, drehte sich dass ihre dunklen Strähnen flogen, sprang, alsob sie die einengenden Mauern hinter sich lassen und davon fliegen wollte. Die Musik endete und Elena sank in einer Flut schwarzer Haare erschöpft zu Boden. Für sie und die anderen Opfer war die Vorführung beendet. Sie mußten beim heutigen Fest nicht an den gefährlichen Stiertänzen teilnehmen, da man Verletzungen der Dienerinnen des Gottes vermeiden wollte. Sie wurden nach dem Tanz in den großen Säulensaal gebracht, wo sie stundenlang unter dem unheimlichen Blick der Minotaurusstatue umgekleidet, geschmückt und frisch frisiert wurden.
*
Angelo hatte wieder auf der Bank gesessen, wo er und die anderen jungen Männer auf ihren Auftritt mit den Stieren warten mußten. Er hatte die ganze letzte Zeit fieberhaft versucht, etwas über Elena`s Schicksal herauszufinden. Nachdem all seine Versuche an Informationen zu kommen gescheitert waren, war seine Aufregung und Verzweiflung heute auf dem Höhepunkt angelangt. In banger Erwartung hatte er schon viel zu früh auf seinem Rang gesessen. Voller Angst hatte er gewartet, bis sich das Tor öffnete, durch das die für heute vorgesehenen Opfer des Minotaurus kommen mußten. Ein tiefes Stöhnen hatte sich seiner Brust entrungen, als es endlich soweit war, und er Elena unter ihnen entdecken mußte. Der …
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