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Elena eilte zwischen den vielen bunten Säulen hindurch, die das flache Dach der großen Halle trugen, in der das Abendgebet stattfand. Der Boden der Halle war aus blankpoliertem rosa Marmor. Nach der Hitze im Hof war er an ihren bloßen Füßen angenehm kühl. Sie kniete sich in die Reihe ihrer Kameradinnen und ließ wie diese ihren Oberkörper in ehrfürchtiger Anbetung nach vorn sinken bis sie mit dem Gesicht und den ausgestreckten Armen den Boden berührte. Vor ihr, an der Kopfseite der Halle, befand sich eine riesige silberne Statue des Minotaurus, von den durch die Säulen dringenden Sonnenstrahlen in diffuses goldenes Licht eingehüllt. Der Minotaurus hatte den Körper eines mächtigen Mannes, aber den Kopf eines Stieres. Seine roten Rubinaugen glühten unheimlich und die gewundenen Hörner schimmerten in mattem elfenbeinernem Glanz. Er saß auf einem goldverzierten Thron und war mit Edelsteinen geschmückt. Elena konnte einen Schauder nicht unterdrücken, wenn sie daran dachte irgendwann dem Stiergott von Angesicht zu Angesicht gegenüberzustehen. Nachdem die Priesterinnen ihren Lobgesang zu Ehren des Gottes beendet hatten, durften die Mädchen sich in ihre Räume zurückziehen. Es waren schlichte Kammern in einem Nebengebäude des Tempels. Die hohen gewölbten Decken und die nur mit Stoffstreifen verhängten Fenster ließen die Räume, auch in sehr heißen Nächten, immer angenehm kühl bleiben. Für die kalten Nächte standen flache Kohlebecken auf verzierten Füßen bereit. Elena teilte sich …
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