… unter dem Couchtisch. Dort entdeckte ich die Briefe von meinem Dachboden, welche ich in der Hektik der letzten Tage total vergessen hatte. Zögernd streckte ich die Hand aus, schüttelte dann aber den Kopf. Nein, ich würde sie heute nicht mehr lesen. Endlich ging der Film weiter. Bis zur nächsten Werbepause hielt ich es aus, dann konnte ich nicht mehr widerstehen und nahm die Briefe zur Hand. Die bereits gelesenen legte ich zu Seite und begann die restlichen zu lesen. Als ich den letzten Brief gelesen hatte, legte ich ihn wie in Zeitlupe aus der Hand. Ich konnte noch gar nicht richtig fassen, was ich erfahren hatte. Aus den beiden letzten Briefen ging hervor, daß meine Großmutter tatsächlich mit ihrem Stavros geflohen war und sie sich heimlich von einem neutralen gutmütigen Pfarrer hatten trauen lassen. Als sie jedoch glücklich als Paar in ihr Dorf zurückgekehrt waren, hatte dieFamilie meiner Großmutter sie aus dem Haus geworfen und sie ohne Pardon verstoßen. Allerdings waren nicht alle aus der Familie so engstirnig und borniert, denn die Urgroßmutter meiner Oma, die am Rande des Ortes in einem kleinen Häuschen lebte, verabschiedete sich liebevoll von ihr und gab ihr - trotz ihrer Proteste - einen großen Teil ihrer Ersparnisse mit. Auch ein wertvolles Perlenarmband hatte sie ihr zur Erinnerung geschenkt. Stavros Familie gab ihnen auch alle guten Wünsche mit auf die Reise, allerdings waren sie zu arm, um ihn finanziell zu unterstützen. Stavros hätte das auch gar nicht gewollt, denn er war ein stolzer Mann und wußte, daß er es auch ohne Hilfe schaffen würde. Diese beiden Briefe waren an eine Freundin meiner Großmutter adressiert, aber nie abgeschickt worden. Warum das so war, würde ich wohl nie mehr erfahren. All das war zwar interessant, doch es war nicht das, was mich jetzt wie elektrisiert aus meinem Sessel springen und in hastigen Schritten das Wohnzimmer auf und ab gehen ließ. Es war der Name der Urgroßmutter meiner Großmutter, der mir keine Ruhe mehr ließ, denn er schien mich der Lösung des Rätsels nahezubringen. Wie in glühenden Lettern stand er vor meinem geistigen Auge - Hestia Simeriotakis - der Nachname, den Elena in meinen Visionen trug! Konnte das Zufall sein? Erlebte ich vielleicht diese Träume, weil ich eine Nachfahrin dieses Mädchens war, oder war das zu weit hergeholt? Ich hatte schon viel gelesen, über Wiedergeburt, über Hypnose, die einen in ein früheres Leben versetzte, über unerklärliche …
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