Die Strafe
Elena schlich sich durch die Dämmerung und glitt vorsichtig an den Säulen vorbei, die die große Halle säumten, in welcher die Abendehrung des Gottes stattfand. Ganz leise kroch sie, zwischen den Säulen hindurch, in die Reihe der Mädchen, die sie mit keiner Silbe verrieten. Sie wollte schon erleichtert aufatmen, als sie vor ihrem auf den Boden gesenkten Haupt die Sandale einer Priesterin sah, die wütend mit den Zehen den Boden klopfte. „Wo kommst du so spät her? Du beleidigst den Gott zuerst mit deiner Neugierde und jetzt mit deiner Unpünktlichkeit.“ Es war die Hohe-Priesterin selbst, eine strenge ältere Frau, die Elena schon öfters zurechtgewiesen hatte. Elena hatte das Gefühl, daß diese Priesterin sie nicht besonders mochte und schickte ein Stoßgebet zur Göttin Athene, daß diese sie vor einer gar zu schlimmen Strafe beschützen sollte. Die Priesterin packte sie am Arm und riß sie unsanft von Boden hoch. Sie zog sie mit sich durch die Säulen ins Freie und fuhr sie dann an: „Du hast Glück! Normalerweise würde ich dich für deine Unpünktlichkeit zwei Tage in den Kerker sperren. Aber ich brauche dich, denn du bist eine der besten Akrobatinnen aus deiner Gruppe. In zwei Tagen haben die Priester des Minotaurus ein Fest anberaumt und die Arena wird umringt sein von vielen hohen Persönlichkeiten, die sich von der Geschicklichkeit der Gottgeweihten überzeugen wollen. So ganz ohne Strafe wirst du jedoch nicht ausgehen. Du wirst den Todessprung auf dem Stier vorführen und du hast nur diese zwei …
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