Unverstanden
Am nächsten Morgen waren wir beide unausgeschlafenund nicht gerade bester Laune. Nach einem spärlichen Frühstück, weder Alex noch ich hatten morgens viel Appetit, machten wir uns gemeinsam auf den Weg zur Arbeit. Der Tag schien nicht vorbeigehen zu wollen; aber das ist meistens dann der Fall, wenn man aus irgendeinem Grund keine große Lust zu arbeiten hat, oder aber so müde ist, wie ich es an diesem Mittwoch war. Als ich endlich abends nach hause kam, rechnete ich fest damit, daß Alex vorbeikommen und mich vor dem Alleinsein retten würde. Ich hatte doch zugegebenermaßen auch ein wenig Angst vor meinen seltsamen Visionen und ganz tief in meinem Inneren hörte ich ab und zu eine ganz leise Stimme fragen, ob mit mir auch wirklich alles in Ordnung sei. Geflissentlich ignorierte ich diese Stimme und sagte zu mir selbst: „Du spinnst nicht, Tina!“ Es war schon beinahe einundzwanzig Uhr, als das Telefon klingelte. Ich war in meinem Fernsehsessel eingeschlafen und sprang nun erschrocken auf. Es war Alex. „Hallo Tina, du, ich werde heute nicht mehr vorbeikommen können. Ich war nach der Arbeit noch mit ein paar Kollegen essen und es wurde doch später, als ich gedacht hatte.“ Ich schwieg. „Tina, sei nicht böse. Ich verspreche dir, daß ich dich morgen gleich nach der Arbeit treffe und du kannst dir dann aussuchen, was wir unternehmen.“ Ich war bitter enttäuscht, denn gerade zur Zeit fühlte ich mich doch ziemlich verloren und konnte die Geborgenheit, die mir Alex geben konnte, so gut gebrauchen. „Ach Alex. Das wäre alles ganz anders, wenn du bei mir leben würdest. Wir könnten es uns so gemütlich machen und gerade zur Zeit brauche ich dich wirklich sehr. Diese ganzen geheimnisvollen Geschehnisse machen mich noch ganz fertig.“ Ich war nahe am Weinen und sprach nicht mehr weiter. Alex schwieg eine Weile und sagte dann leicht gereizt: „Tina, nun fang doch nicht schon wieder mit dieser Zusammenziehgeschichte an. Ich habe dir schon so oft gesagt, daß das alles seine Zeit braucht und ich will momentan meine Freiheit noch nicht soweit aufgeben. Es ist nicht so, daß ich mich nicht um dich sorge …
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