… Ich betrat erleichtert den schummrig beleuchteten Raum. Es gab dort eine lange Bar, ein paar runde Tische mit Hockern und eine bunt beleuchtete Tanzfläche. Die Musik hatte mir letztes Mal ganz gut gefallen, denn sie hatten vor allem Oldies gespielt, was ich zwischen meinen Hardrockphasen ganz gerne höre. Ich setzte mich an einen Tisch und bestellte, als die Kellnerin kam, ein Glas Wein. Nervös holte ich mir eine Zigarette aus meiner Handtasche und als ich nach dem Feuerzeug kramte, leuchtete vor meiner Nase eines auf und eine tiefe angenehme Stimme sagte: „Erst rette ich Ihnen das Leben und dann lassen Sie mich einfach stehen.“ Seine fast schwarzen Augen sahen mich so treuherzig an, daß ich einfach lächeln mußte. „Tut mir leid, ich hab mich wohl vorhin ziemlich blöd verhalten.“ Sagte ich. „Darf ich mich zu Ihnen setzen?“ Fragte er und deutete auf den freien Hocker neben mir. Mit einer Geste lud ich ihn ein Platz zu nehmen. Er flüsterte kurz mit der Kellnerin, als diese nach seinen Wünschen fragte und wenig später brachte diese zwei Gläser und eine Flasche süßen Rotweins. „Finden Sie mich unverschämt oder freuen Sie sich?“ Wieder sah er mich mit seinen unwiderstehlichen Augen an. Ich betrachtete die Flasche und es war genau der Wein, den ich bevorzugte. Noch ehe ich ihn etwas fragen konnte, sagte er: „Ich wußte, daß Sie ihn mögen.“ Seltsam berührt sah ich ihn an, doch er zerstreute meine Zweifel mit seiner charmanten Art sofort wieder. Wir stellten unsgegenseitig vor und bald unterhielten wir uns wie alte Bekannte. Mir fiel gar nicht auf, wann wir angefangen hatten uns zu duzen. Irgendwann fragte er mich, warum ich so komisch auf seinen Rettungsversuch an der Eingangstür reagiert hätte. Ich drehte mein Weinglas zwischen den Fingern und sah darauf nieder, während sich das Schweigen ausdehnte. Vorsichtig legte er seine Hand um meine, so daß das Glas wieder ruhig stand und sagte mit seltsamer Dringlichkeit: „Tina, bitte erklär es mir, es ist sehr wichtig für mich.“ Ich zögerte noch, aber dann überwand ich meine Scheu und fing an zu erzählen. Als ich erst einmal begonnen hatte, sprudelten die Worte über meine Erlebnisse wie ein Wasserfall über meine Lippen und ich war froh, daß ich sie endlich jemandem erzählen konnte, den sie wirklich zu interessieren schienen. Andi, so war der Name meines neuen „alten Bekannten“, hörte fasziniert zu und unterbrach mich kein einziges Mal. Als ich mit meinem Bericht fertig war, nahm er wieder meine Hand in die seine und irgendwie wirkte er fröhlicher und ruhiger als vorher. …

◄ zurück blättern Beurteilen Sie den Text bitte fair.
Ihre echte Einschätzung hilft dem Autor seine Texte zu verbessern.
386 Leser seit 1. Jan. 2025 für diesen Abschnitt
Noch kein Kommentar zu dieser Seite.
Sei der Erste!