… erreicht haben. Sein Großvater war fünfundsechzig Jahre alt und als sein Großvater noch ein junger Mann war, hatte dieser Priester bereits die vierzig überschritten gehabt. Zumindest hatte sein Großvater es ihm so erzählt. Angelo schickte ein Stoßgebet zu allen Göttern, ihn den Weisen lebend antreffen zu lassen. Er wusste noch nicht genau wie, aber entweder durch Zauber oder magische Tränke erhoffte er sich Hilfe von ihm. Er sah in dem alten Priester die letzte Chance für sich und Elena und hatte beschlossen, sich diesem notfalls bettelnd und flehend zu Füßen zu werfen, denn für ihn ginges um alles. Erschrocken blieb Angelo stehen. Vor lauter Grübeln hatte er nicht auf den Weg geachtet und als er schon dachte, er hätte sich verlaufen, sah er plötzlich sein Ziel vor sich. Die Hütte war kaum mehr zu erkennen, so hatte die Natur sich um sie geschlossen. Angelo näherte sich vorsichtig. Zum Glück hatten sich inzwischen die Wolken verzogen: der runde Mond beleuchtete die Szenerie und der ganze Berg schien wie mit Silber übergossen. Angelo fand zwischen wildem Wein und Efeu die alte Holztüre und klopfte leise an. Lange tat sich nichts im Inneren der Hütte. Schweiß trat dem jungen Mann auf die Stirn. Er durfte nicht aufgeben, es war zu wichtig. Wichtig für ihn, für seine Zukunft und für Elena, denn sie war seine Leben und ohne sie würde es für ihn keine Zukunft geben. Er klopfte nochmals, diesmal lauter. Endlich hörte er Geräusche in der Hütte. Hinter einem von Ranken überwachsenen Fenster sah er ein Licht aufflammen. Die Tür wurde geöffnet und fast hätte ihn der Mut verlassen, als er den von gedämpftem Licht umflossenen großen Schatten sah. Er fühlte sich wieder wie der kleine Junge von fünf Jahren. Die dunkle Gestalt im Türrahmen stand unbeweglich und abwartend da. Nein, er durfte nicht aufgeben, sein Glück, sein ganzes Sein hing davon ab, was die heutige Nacht ihm brachte. Er sah mutig in das Gesicht des schwarzen Umrisses, der zum Greifen nahe vor ihm stand, aber erst als der Mann eine leichte Bewegung machte und ein Strahl des Mondlichtes auf ihn fiel, konnte Angelo etwas erkennen. Verwundert trat er näher, aber auch im Licht der Fackel, die der Mann dann hochhielt um seinen späten Gast zu betrachten, blieb der Eindruck bestehen: das Gesicht des Mannes war dasselbe, das er vor Jahren schon gesehen hatte und schien – bis auf die inzwischen schlohweißen Haare und den weißen Bart – kaum gealtert. …
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