… Ich blieb fast den ganzen Tag im Bett liegen und wurde von Nicky getröstet, der sich auf meinen Füßen zusammenrollte, während ich trotzigerweise auch noch Liebesromane las, welche meiner außergewöhnlichen Stimmung nicht gerade guttaten. Gegen sechs Uhr abends klingelte das Telefon, ich war schon halb aus dem Bett gesprungen, als ich es mir anders überlegte. Ich hatte das sichere Gefühl, daß es Alex war, der versuchte mich zu erreichen. Obwohl mein Herz zum Zerspringen klopfte und die Sehnsucht fast übermächtig wurde, versuchte ich das Klingeln zu ignorieren. Ich preßte die Hände auf meine Ohren und vergrub den Kopf in den Kissen des Bettes. Als ich endlich einsah, daß ich mich ziemlich kindisch benahm und beschloß doch das Bett zu verlassen, hatte der Anrufer aufgegeben und es herrschte wieder Ruhe. Ich lehnte mich zurück und zog die Decke hoch bis ans Kinn. Nicky sah mich vorwurfsvoll an, aber nein, das bildete ich mir sicherlich blos ein. „Und wenn er es wirklich war, dann hat er es nicht anders verdient. Basta!“ Nicky zwinkerte und legte seinen Kopf auf die Pfoten. Endlich hielt ich es nicht mehr aus. Nicky sah mir nach, als ich aus dem Bett sprang und unruhig, wie der Tiger im Käfig, im Schlafzimmer auf und ab ging. Dann legte er sich wieder bequem hin und schloß gelangweiltdie Augen. In genervtem Ton sagte ich zu ihm: „Du brauchtest mich gar nicht so anzusehen. Ich weiß genau, daß du denkst ich spinne.“ Da das Gespräch mit meinem Kater aber eine ziemlich einseitige Sache war, beschloß ich spontan mich anzuziehen und spazierenzugehen. Es war zwar schon dämmrig, aber – obwohl das Wetter nicht besonders gut war – nicht allzu kalt. Ich verließ das Haus und ging ziellos durch die Straßen des Vorortes. Bis zur Tübinger Stadtmitte war es über eine Stunde zu gehen und ich war überrascht, als ich mich plötzlich in der Altstadt wiederfand. Anscheinend hatte mich das alte Museum magisch angezogen, denn ich befand mich keine zwanzig Meter mehr davon entfernt. Ich ging langsamer, da es sowieso schon geschlossen haben mußte und ich mir überlegte, wann ein Bus nach Hause fahren würde, da ich keine Lust hatte bei Dunkelheit den ganzen langen Weg wieder zurückzugehen. Als ich auf der Höhe des Einganges zum Museum war, blieb ich überrascht stehen: Alles war hell erleuchtet, ich sah Leute, die geschäftig aus und ein gingen und die Tür stand weit offen. Neugierig trat ich ein und fragte „meinen“ Wärter, der zum Glück wie immer in dem Gang hinter der Tür saß, was denn heute hier los sei. …

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