… Schwestern. Ihr Vater war ein reicher, vielbeschäftigter Mann, dessen Reichtum eraus dem Handel zur See bezog. Sein Hauptinteresse galt seinen Geschäften, und seinem Sohn – Elenas jüngerem Bruder – , den er auf viele Seereisen mitnahm, um ihn in das Metier einzuführen. Jedenfalls war Elena überrascht, daß er sie zu sich rufen ließ. Die Mutter nahm sie an der Hand und zog sie ins Haus. Dem Mädchen entging nicht, dass sie nervös wirkte und sich fahrig eine Strähne des schwarzen Haares zurückstrich, die sich aus dem geflochtenen Zopf gelöst hatte. Elena dachte sich allerdings nicht viel dabei, zumal sie sich sicher war, in letzter Zeit nichts angestellt zu haben, was einen Tadel des Vaters verdient hätte. Durch einen Vorraum gelangten die zwei Frauen in ein sonnendurchflutetes Atrium, in dem ein künstlicher Brunnen plätscherte, der über einen Bachlauf die Fülle von Blumen und Ranken bewässerte, welche die umgebenden Wände überwucherten. Hier saß in einem bequemen, mit Kissen gepolsterten Korbsessel ihr Vater und erwartete sie. „Mein Kind, wie hübsch du ausschaust!“ Mit diesen Worten begrüßte er sie. Sittsam neigte Elena den Kopf und machte eine leichte Verbeugung, während die Mutter sich zögernd zurückzog. Ihr Vater nahm ihre Hand und zog sie näher, um sie dann genau zu betrachten. Ihr langes kastanienbraunes Haar hatte einen roten Schimmer und in Ihren tiefbraunen Augen glänzten goldene Lichter. Der etwas ernste Ausdruck des schmalen Gesichtes mit den hohen Wangenknochen und der leicht gebogenen Nase wurde durch die vollen weichen Lippen gemildert. Ihre Figur war zierlich, doch für ihr Alter schon sehr fraulich. Zufrieden nickte der Vater und hub wieder an zu reden: „Elena, du bist jetzt 14 Jahre alt, nicht wahr?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr ihr Vater fort: „Ich will deine Neugier gleich befriedigen und dir sagen, warum ich dich rufen ließ.“ Er machte eine Pause, als ob er sich die Worte erst zurechtlegen müßte. „Also mein Kind: gestern hat mich der hohe Priester des Minotaurus aufgesucht und mich gefragt, ob ich nicht eine meine Töchter als Dienerin dem Minotaurus weihen möchte.“ Er unterbrach sich wieder. Mit großen Augen sah Elena ihren Vater an. Sie wußte, daß jedes Jahr einige Mädchen und Jungen aus guten Familien ausgewählt wurden, um dem Minotaurus zu dienen, aber sie hätte nie gedacht, daß sie zu den Auserwählten gehören könnte. Den Kindern, deren Alter vom …
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