Das Ende naht
Elena hatte an den Übungen mit den Stieren teilgenommen. Ihr Leben im Tempel verlief jetzt fast wieder normal. Nur bei Nacht teilte sie jetzt das Zimmer mit einer Priesterin, so daß ihr keine Chance blieb, den heiligen Bezirk heimlich zu verlassen. Für sie bedeutetees schon eine große Erleichterung, daß sie nicht mehr ständig die inzwischen verhaßten Augen der Hohe-Priesterin in ihrem Rücken spüren mußte. Sie hatte Angelo jetzt schon seit drei Wochen nicht mehr gesehen. Sie war sicher, daß er sich um sie sorgte. Aber es war ihr einfach nicht gelungen, das Tempelgelände unbemerkt zu verlassen. Auch wenn die Hohe-Priesterin sie nicht mehr ständig beobachtete, so war doch immer eine der anderen Frauen zur Stelle, wenn Elena sich vorsichtig umsah. Sie hatte sich in einen der Gärten zurückgezogen und saß nachdenklich auf einer von wildem Wein überwachsenen Mauer. Während sie geistesabwesend auf die Fülle von bunten Blumen schaute, sah sie wieder nur Angelos geliebtes Antlitz vor sich. Der Tempel des Minotaurus lag an einem Hang und auf dieser Seite der Anlagen waren die Gärten terrassenförmig angelegt und senkten sich wie riesige blumenüberwachsene Stufen den Hügel hinab. Hinter weiteren Mauern, die die Terrassen stützten, und einem flacheren Hügel konnte Elena das blaugrüne Glitzern des Meeres sehen. Sehnsüchtig starrte sie auf die Freiheit versprechende schimmernde Fläche hinaus. Von ihrem erhöhten Platz konnte sie kleine Fischerboote sehen, die fleißig die See nach Beute durchpflügten und sie wünschte sich, mit Angelo auf so einem Boot zu sein und nie mehr zurückkehren zu müssen. Sie war noch nicht lange im Garten, als sie die leichten Schritte einer jungen Priesterin …
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