… Nicky sprang vom Fußende und sah mich auffordernd an. „Ja, ja! Ich komme ja gleich!“ Gähnte ich ihn an und stieg langsam aus dem Bett. Während ich den Futternapf füllte, sah ich aus dem Küchenfenster und bemerkte, daß der April heute seinem Namen Ehre machte. Denn im Gegensatz zu den letzten paar trüben Tagen brach heute ein frühlingshaft schöner Tag an. Nachdem ich Toilette gemacht und mich angezogen hatte, beschloß ich, das sonnige Wetter auszunutzen und in die Stadt zu fahren. Ein kleiner Schatten wollte auf meine Laune fallen, als ich an meinen Traum von letzter Nacht denken mußte. Aber ich verscheuchte einfach den Gedanken daran und verließ pfeifend das Haus. Als ich in der Stadt angekommen war, beschloß ich erst einmal einen Spaziergang durch den Park zu machen. Das leuchtende Frühlingsgrün der Bäume und die zaghaft hervorlugenden Blumen erinnerten mich zum Glück nur wenig an eine andere Gelegenheit, als ich im silbernen Mondschein durch den Park promeniert war und in ein Paar schwarzer Augen geblickt hatte. Später ging ich durch die Fußgängerzone und kaufte Lebensmittel ein. Als auch dies erledigt war, ergriff mich der schon bekannte Zwang, der mich in eine bestimmte Richtung drängte. Ich wehrte mich erfolgreich und ging in Richtung meines Autos. Ich wollte heute nicht ins Museum, denn ich wollte mir die Vorfreude auf den heutigen Abend nicht verderben lassen. Ich war schon bei meinem Wagen angekommen, hatte die Einkäufe verstaut und den Zündschlüssel halb gedreht, als ich ihn wieder abzog, ausstieg und die Tür verschloß. Mir war wieder eingefallen, dass ich mir selbst versprochen hatte, reinen Tisch zu machen und dazu gehörte auch, dass ich meinen Minotaurustraum bis zu seinem Ende durchstand. Ich hatte das sichere Gefühl, erst dann wieder richtig „frei“ zu sein. Also gab ich meinen Widerstand auf und schlug ergeben den Weg zum Museum ein.
*
Es war nur noch ein Tag bis zum großen Fest. Die anderen Mädchen waren aufgeregt und bei weitem nicht so still und in sich gekehrt wie es bei Elena der Fall war. Sie hatte ihre Hoffnungen begraben und war in tiefe Resignation verfallen. Die anderen freuten sich an den neuen Gewändern, die sie zu diesem Anlaß aussuchen und anprobieren durften. Nur Elena konnte dem ganzen Trubel und der freudigen Aufregung nichts abgewinnen. Wenn sie die Augen schloß, sah sie nicht Angelos` geliebtes Gesicht vor sich, sondern eindunkles schreckliches Labyrinth und rotleuchtende bösartige Augen. …

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