… Blut troff aus den langen tiefen Kratzern, die die Klauen des Taurus ins Fleisch der Opfer gerissen hatten. Elena schrie verzweifelt auf und mit dem Mut der Verzweiflung warf sie die Fackel nach dem dunklen Etwas, um es zu vertreiben und vielleicht doch noch die Mädchen zu retten. Der Minotaurus gab nur ein gereiztes Fauchen von sich und zog die Mädchen, deren blutende Fingernägel sich in den Boden krallten, noch schneller hinter sich her in die vollkommene Dunkelheit seines Reiches. Die Fackel erlosch mit einem zischenden Laut. Schluchzend ließ sich Elena an der Wand entlang zu Boden gleiten. Sie umklammerte ihre Knie mit den Armen, ließ den Kopf darauf sinken und weinte hemmungslos. Die beiden übrigen Mädchen tasteten sich in der jetzt totalen Dunkelheit zu ihr heran. Verloren saßen sie im Finsteren und hielten sich gegenseitig umschlungen, während sie auf den furchtbaren Gott des Todes warteten. Gräßliche Geräusche ließen sie immer wieder zusammenzucken und noch enger zusammenrücken. Da war immer noch das grollende Atmen, daß durch die Gewölbe tönte. Die Schreie und das Wimmern der weggeschleiften Mädchen hatten aufgehört, nur um von einem Knacken und Reißen abgelöst zu werden, daß noch furchtbarer war. Wußten die Mädchen doch, daß es vom Brechen der Knochen und vom Reißen des Fleisches der armen Opfer herrührte. Am allerschlimmsten für die Mädchen war es jedoch, als eine unheimliche Ruhe eintrat und dann mit unaufhaltsamer Ungleichmäßigkeit wieder die seltsamen Schritte zu hören waren und das schnaubende Atmen näherkam. Sie sahen nicht die Hand vor Augen, so daß eine Flucht absolut sinnlos gewesen wäre. Sie konnten nichts anderes tun, als ihr Ende stillschweigend zu erwarten, sich in das Schicksal ergebend. Elena dachte an Angelo, an die Welt da draußen und nahm innerlich Abschied.Sie hatte keine Tränen mehr und ihr Herz schien ohne die Hoffnung auf ein Wiedersehen mit ihrer einzigen Liebe bereits so gut wie tot zu sein. Immer näher kam das Getöse und sie sahen bereits die verzerrten roten Augen in der Dunkelheit leuchten. Mina und Lela, so waren die Namen der beiden anderen Mädchen, klammerten sich verzweifelt an Elena fest. Schon waren die schrecklichen Augen direkt über ihnen und der heiße faulige Atem des Untiers streifte ihre Gesichter. Mina begann zu schreien und Elena fühlte, wie das Mädchen weggezerrt wurde und sie mitriß. Elena ließ die Hand von Lela los, um nicht diese auch noch mit in den Tod zu schleifen. …

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