… sagte ihre Intuition. Aber die lustigen Schriftzeichen konnte sie noch immer nicht entziffern. Hier hab es tausende Blätter. Fotoausdrucke von Marmorarbeiten, Ausdrucke von unterschriebenen und gestempelten Scans. Wo kam das her? Hier gab es nirgends Elektronik.
Sie durchblätterte die Ordner willkürlich, bis ihr das Logo von R&R ins Auge fiel. Ihr R&R, das war sozusagen ihre Firma. Sylvia konnte das Gefühl nicht Einordnen. Fast wäre sie aufgesprungen und hätte wieder geschrien. An dem Blatt hing mit einer Büroklammer befestigt ein kleines Foto. Sie zog es ab und der Anblick schmetterte sie zu Boden. Sylvia begann zu keuchen und jetzt schrie sie wirklich.
Hastig warf sie den Zettel zur Seite. Da im Schrank hatte sie auch Fotoalben gesehen. Wahllos zog sie eines heraus und blätterte. Sie sah ihre Herren in jungen Jahren. Im Hintergrund entdeckte sie Berge und Wald. Sie blätterte weiter. Palmen, Sand, Babybilder. Schnell zog sie ein weiteres Album heraus, schlug es in der Mitte auf. Und dann sah sie SIE. Blätterte weiter und fand sie wieder auf jedem zweiten Bild. Als Kind, als Teenager, als junge Frau. Und jetzt war es klar zu erkennen. So klar, dass sich Sylvia fragte, wie sie das so lange übersehen konnte. Sie raste hinaus in die Galerie. Sah sich um. Die vielen Marmorfiguren. In den meisten erkannte sie nun SIE wieder. Die ganze Zeit über hatte es so deutlich vor ihren Augen gelegen.
Damit was Sylvia klar, wer heute Abend zum Essen kommen würde. Und genauso wusste sie, warum ihre Herrin mitgefahren war und dass sie das nicht überleben würde. Bisher hatte Sylvia gelernt, sich mit ihrem Leben hier zu arrangieren. Doch das was ihr nun bevorstand wünschte sie ihrem ärgsten Fein nicht.
Ihr Gehirn raste. Was konnte sie tun? Es war bereits kurz nach Mittag, als sich vor Sylvias innerem Auge ein Plan formte. Auf ihrem Zeigefinger schaukelte der Schlüssel für das Nebengebäude und den zweiten Geländewagen im Schuppen! Die Schlussfolgerung war genauso einfach wie erschütternd.
Umgehend hastete Sylvia in den gerümpelstarrenden Anbau. Im Dämmerlicht waren kaum die Umrisse des Fahrzeugs zu erkennen und auf Schritt und Tritt stolperte Sylvia über sperrige Hindernisse, alte Stühle, Bretten und sonstiges Gerümpel. Als erstes schob sie sich bis zum Holztor vor und stieß es auf. Grelles Sonnenlicht flutete in den Raum. Jetzt war der Geländewagen richtig zu sehen. Ehrlicherweise musste Sylvia zugeben, dass es …
Ihre echte Einschätzung hilft dem Autor seine Texte zu verbessern.
73 Leser seit 1. Jan. 2025 für diesen Abschnitt
Noch kein Kommentar zu dieser Seite.
Sei der Erste!