… so gerufen worde. Racheel war schon aufgestanden und ging nach oben. Er bedeutete ihr mit einer Handbewegung zu ihm zu kommen. Fragend ging Sylvia über das Mosaik mit dem dicken weichen Teppich zum Esstisch.
Ed stand auf und drückte ihr eine kleine weiße Schachtel in die Hand. „Hier für dich“, sagte er nur und folgte seiner Frau nach oben.
Sylvia griff nach der Schachtel und steckte sie in eine Tasche ihre Robe. Sie hatte den Tisch abzuräumen und danach würde sie in Ruhe die kleine Schachtel öffnen.
...
Stille. Noch immer erinnerte sich Sylvia manchmal an diesen Abend zurück. Damals hatte sie genau wie jetzt in ihrer Kammer an der gekalkten Wand gelehnt. Genau wie jetzt schimmert ein wenig Licht durch das Oberlichtfenster der Zimmertür in die kleine Kammer. Und seit diesem Abend stand auch die kleine weiße Schachtel unter ihrer Liege. Inzwischen war sie fleckig und abgegriffen. Aber damals nicht! Sie saß da und öffnete neugierig den Deckel. Das Innere war mit dunkelblauem Papier gepolstert. Sylvia bekam große Augen. Im inneren befand eine Marmorfigur, nicht viel größer, als ihre Hand hoch. Genauso fein gearbeitet wie die Figuren in der Galerie. Mit weit aufgerissenen Augen nahm sie die Figur aus dem Papier und ließ ihre Fingerspitzen über die glatt polierten Steinflächen gleiten. Es war ein Mädchen mit einem Umhang, ein Tuch, welches in tausend feinen Falten zum Boden fiel. Die langen Harre wehten im Wind. Das war einfach unglaublich gemacht. Sie drehte die Figur in ihren Händen und als sie in das Gesicht des Mädchens blickte wäre ihr das kleine Kunstwerk fast aus der Hand gefallen. Das war sie! Eindeutig! Unverkennbar. Ihre eigene Marmorstatue, im wahrsten Sinne des Wortes.
Auch über die keine weiße Schachtel fiel nie wieder ein Wort. Seit diesem Abend stand sie unter ihrer Liege.
Und jetzt wusste sie auch, weshalb ihr mache Gesichtszüge der Statuen in der großen Galerie etwas bekannt vorgekommen waren. Manche ähnelten etwas den Zügen ihrer Herrin. Zu einer anderen Zeit, deutlich jünger aber die Ähnlichkeit war da. Vermutlich war es das, was ihr Herr im Keller tat. Und sie wusste den Wert einzuschätzen. Vor einem Jahr, als Sylvia Steiner, hätte sie noch Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt um so ein Genie unter Vertrag zu nehmen. Doch jetzt war sie nichts weiter als die Serva. Sie hasste diesen Namen. Verfluchte die Umstände. Verabscheute diesen Ort.
...
Doch das war jetzt viele Wochen …
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