Erschrocken versuchten Sylvias Hände irgendwo Halt zu finden. Sie griff ins Wasser und erwischte Miras schwammigen, aufgedunsenen Leib. Ihre Finger griffen durch die flockige Haut in das von Maden und anderem Getier wimmelnde Innere. Wasser spritze ihr entgegen. Der Gestank war unerträglich.
Du musst trinken, Sylvia!
Doch ihr drehte sich der Magen um. Sie konnte einfach keinen Schluck nehmen. Stattdessen schmeckte sie den ekelig bitteren Geschmack, bevor sie sich ganz übergab.
Sylvia hustete, sackte zu Boden. Die Hitze war unerträglich. Ihre Hände fühlten den heißen Sand. Ihr Gesicht schnappte gierig nach dem Erbrochenen auf dem Boden. Sie schmeckte Sand zwischen den Zähnen. Die Schwärze vor ihren Augen begann nachzulassen. Sylvia kam zu sich. Nein! Sie wollte nichts trinken! Nie wieder! Sie sah zur Seite, was eine enorme Anstrengung forderte. Was für eine Leistung. Das grelle Weiß stach in ihren Augen. Da war Sand, nichts als Sand! Inmitten der endlosen Wüste, soweit das Auge reichte. Sylvia vermutete, sich den Blick nach der anderen Seite schenken zu können. Sie musste Kräfte sparen. Nur so würde sie bis heute Nacht überleben. Die Nacht! Sie würde nie wieder etwas trinken! Der Atem zieht Sand durch die Nase. Ihr verschwamm das Bild vor den Augen. Sie will nicht wieder träumen. Nein! Nein! Nein! Doch die Nacht, welche sie mit einem dünnen, schwarzen Faden einzuspinnen begann, hörte nicht auf ihr Gejammer. Ein dünner Faden. So lang, bis alles ringsum in vollständiger Dunkelheit versunken ist. Wehende Fahnen, Sylvia! Wehende Fahnen! Doch dann herrschte plötzlich Windstille.
...
Sylvia hustete, sprudelte und spuckte. Da war der bittere Geschmack im Mund. Sie wusste noch immer nicht, wo sie sich befand. Sie spürte nur die gekalkte Wand in ihrem Rücken und den staubigen Linoleumboden unter …
Ihre echte Einschätzung hilft dem Autor seine Texte zu verbessern.
9264 Leser seit 1. Jan. 2024 für diesen Abschnitt
Noch kein Kommentar zu dieser Seite.
Sei der Erste!