Sylvi biss die Zähne zusammen und trat das Gaspedal bis zum Anschlag durch. Hier vorne war der Weg irgendwo, sie wusste es! Und wenn nicht jetzt, so würde sie ihn spätestens im nächsten Dünental wiederfinden. Der Sturm riss an der Plane, so dass Sylvia Angst bekam, er würde den Wagen umwerfen. Zum Glück hatte sie vorhin getankt. Jetzt würde sie sich nicht mehr allzu gern dort hinaus wagen. Die Luft schien zu brodeln, wie in einem Hexenkessel. Der Scheibenwischer stand auf höchster Stufe, aber das veränderte die Sichtbedingungen nicht wesentlich.
Kreischend kippte der Wagen den nächsten Abhang hinunter. Sofort versuchte sie sich zu orientieren, um die zwei vertrauten Wegstreifen wieder ins Blickfeld zu bekommen.
‚Tja, das passiert, wenn du nicht auf mich hörst, Sylvi, he, he. Ich habe dir doch gleich gesagt, dass das unmöglich der Fahrweg gewesen ist. Was hast du dir nur dabei gedacht, meine liebe...?’
„Klappe, ich versuche mich hier zu konzentrieren.“ Und konzentrieren musste sie sich, das stand fest. Schließlich gehörte schon einiges dazu, unter diesen Bedingungen nicht völlig die Kontrolle über das Fahrzeug zu verlieren. Doch eines sollte sie zugeben: Das hier sah eher nach allem andern aus, als nach ihrem Weg. Sie würde umkehren müssen. Auf der Strecke zurück, die sie gekommen war. Solange, bis sie wieder sicher sein konnte, auf der richtigen Strecke zu sein. Verdammt, dabei hatte sie sich tatsächlich vorgenommen, keinen Schritt zurück zu machen. Doch unter diesen Umständen...
Der Wagen drehte im Dünental und holte Schwung, um auf seinen eigenen Spuren den Hang hinauf zu kriechen. Das Auto holperte. Die Steuerung war unter diesen Bedingungen sowieso eher mit der eines Bootes vergleichbar. Unter Vollgas kämpften sich die Räder dem Kamm entgegen. Sylvia versuchte am Lenkrad jedem seitlichen Ausbrechen entgegenzusteuern. Doch wenige Meter vor der Kuppe gab der Motor auf. Mit einem Plupp ruckte der Wagen und es herrschte Stille unter der Haube. Langsam rutschten die Räder zurück ins Tal.
„Shit!“, entfuhr es Sylvia. Das war zwecklos an dieser Stelle. Schließlich hatten Dünen dummerweise immer eine flache und eine Steile Seite. Was hatte sie jetzt für Optionen? Vielleicht sollte sie im Dünental entlang fahren, bis sie irgendwo diesen Misthügel überqueren konnte. Das wäre ein höllischer Umweg. Aber vielleicht traf sie ja unterwegs …
Ihre echte Einschätzung hilft dem Autor seine Texte zu verbessern.
9264 Leser seit 1. Jan. 2024 für diesen Abschnitt
Noch kein Kommentar zu dieser Seite.
Sei der Erste!