… inzwischen einiges dazu gelernt und war viel Widerstandsfähiger. Zwei Stofffetzen ihres Umhangs hatte sie als Schutz um die Füße gebunden. Die raue Decke bot Ihrem Kopf Schatten. Du kannst es dir nicht leisten, über solche Kinkerlitzchen zu jammern. Unermüdlich setzte sie einen Fuß vor den anderen. Am Hang jeder Düne hoffte sie, vom Kamm aus irgendeinen Zipfel der Zivilisation zu entdecken. Doch genauso oft wurde diese Hoffnung schon zerstört.
Es war schwer genug, bei dieser Hitze noch einen klaren Gedanken zu fassen. Durch die Sonne waren die Kopfschmerzen nur stärker geworden. Manchmal glaubte Sylvia, das Hämmern würde ihre Schädeldecke zertrümmern. Immer wieder griff sie mit den Fingern nach ihrer Schläfe, nur um sich zu überzeugen, dass da absolut nichts vibrierte.
Dann brannte ihr die Sonne im Rücken. Sie folgte einfach nur ihrem dunklen Schatten, der ständig vor ihr davonlief, immer, wenn sie einen Fuß in ihn hineinstellen wollte. Erschöpft blieb sie auf dem Kamm einer Düne stehen.
‚Was, Sylvie, bist du etwa schon fertig, he? Oder hast du endlich eingesehen, dass du dem Unausweichlichen nicht entkommen kannst? Bereitest du dich langsam auf deinen Tod vor? Vertrocknet in der Wüste. Vom nächsten Stürmchen begraben. Unauffindbar! Konserviert bis in alle Ewigkeit. Sieh es ein! Zu Fuß hattest du nie eine Chance. Und das weißt du auch!’
„Hör endlich auf damit!“ Sie schlug sich mit der flachen Hand gegen den Kopf. „Höre bitte, bitte auf damit!“ Sylvia war den Tränen nahe. Auch von dieser Düne sah sie nichts als Sand. Endlos! Erschöpft sank sie auf die Knie.
‚Du hast nichts anderes verdient, Sylvie!‘, flüsterte die Stimme weiter. Jetzt, nachdem du deine Familie der Wüste ausgeliefert hast! Du hast sie unschuldig verurteilt! Genau das ist es, Sylvie, nichts anderes! Sie werden da draußen zugrunde gehen, verhungern, vertrocknen! Jawohl! Ganz genau wie du jetzt, Sylvie. Bist du nun zufrieden?’
Sie beugte sich nach vorn, bis ihr Kopf den heißen Sandboden berührte. „Nein, nein, nein!“ Doch sie fühlte sich schwach, verlassen, am Ende. Sie würde heute noch überleben. Die Nacht sicher auch noch. Der morgige Sonnenaufgang? Oh Gott, es würde wieder genauso heiß werden. Du musst weiter, Sylvia! Einfach nur weiter! Wenn du hier liegen bleibst, dann hast du bereits verloren.
Sie raffte sich auf, obwohl sie nicht die geringste Lust dazu verspürte. Meter für Meter. Es gibt nichts …
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