… plagte ein äußerst schlechtes Gefühl. Vielleicht so, wie auf dem Weg zum elektrischen Stuhl? Sie konnte das nicht beurteilen. Wahrscheinlich gab es überhaupt nur sehr wenige, die ihr jetziges Gefühl kannten.
Die Form der Dünen hatte sich hier auch verändert. Anstatt schöner Regelmäßigkeit bildeten sie nun das blanke Chaos. Schnaufend erreichte der Motor den nächsten Kamm. Sylvias Augen versuchten den gelben Sandschleier zu durchdringen. Im letzten Moment riss sie das Lenkrad herum. Verflucht, ging das hier steil hinunter. Jetzt hing der Geländewagen schräg auf dem Kamm.
‚Sylvie, vom Fahren hast du ja wohl überhaupt keine Ahnung. Wenn du Glück hast, dann drehen jetzt alle vier Räder in der Luft, he, he?’
Doch der Wagen bewegte sich, als sie Gas gab. Ihr Atem raste, das war knapp und heftiger als Achterbahn.
‚Na, vielleicht, weil auch etwas mehr auf dem Spiel steht, oder, Sylvie?’
Sie musste dort hinunter! Wenn sie zurück fuhr, würde sie spätestens vor dem nächsten Kamm hängen bleiben. Konnte sie sich hier hinunter rutschen lassen? Die Talsohle war in der sandgesättigten Luft nicht zu sehen.
‚Mach schon, Sylvie, verdammt noch mal. Was bleibt dir anderes übrig. Du hättest nie zur Seite lenken dürfen. Einfach Augen zu und gerade drüber.’
Nein, sie wollte nicht! Das ging zu weit. Hier blind hinunter zu fahren war Selbstmord. Sie legte den Rückwärtsgang ein.
‚Sylvie, was tust du da? Wir müssen dort hinunter. Da ist die Freiheit. Wir sind schon so weit gekommen?’
„Vergiss es!“ Sie schüttelte energisch den Kopf. Nichts in der Welt bringt mich dort hinunter. Eine Sandböe schien das Auto umwerfen zu wollen. Die Plane peitsche wie wild gegen den Stahlrahmen. „Nein, ich warte, bis dieser beschissene Sturm vorbei ist!“
‚Sylvie, überlege dir das noch mal. Vielleicht hat der Wind den Wagen dann unter Sand begraben?’
„Na wenn schon. Dann muss ich ihn halt wieder ausgraben. Sand schreckt mich inzwischen nicht mehr ab. Wenigstens lässt sich morgen früh die Himmelsrichtung bestimmen!“ Sie gab Gas, der Wagen ruckte erneut, schwankte auf dem Kamm hin und her. Die Plane peitsche wie wild gegen die hintere Scheibe. Dann riss ein Windstoß etwas auf der Ladefläche ab. Das Gewicht traf die Scheibe und dann war die Plane im Sandsturm verschwunden. Tausend winzige Glasstücke prasselten über die Sitze und sofort befand sich Sylvia in einem Mahlstrom aus beißendem Sand und eisiger …
Ihre echte Einschätzung hilft dem Autor seine Texte zu verbessern.
65 Leser seit 1. Jan. 2025 für diesen Abschnitt
Noch kein Kommentar zu dieser Seite.
Sei der Erste!