… sie niemand mehr erreichen. Dann hatte sie genügend Zeit, um nachzutanken. Die Schwierigkeit bestand darin, unbemerkt vom Hof zu kommen. Zumindest unbemerkt alles einzuladen!
Wenn der Motor erst einmal lief... hatten die keine Chance ihr zu folgen! Sylvia schluckte. Die hatten nicht einmal eine Möglichkeit von hier weg zu kommen.
„Himmel, Sylvie, du machst dir schon wieder zu viele Gedanken! Sieh lieber zu, dass du deine Utensilien ins Auto bekommst!“
Konnte sie das tun? Konnte sie die drei hier wirklich so einfach zurücklassen? Was, wenn die Strecke selbst für Erfahrene zu Fuß unmöglich zu bewältigen war?
„Sylvie, was tust du da? Vergiss deine Peiniger, verdammt noch mal. Du solltest viel lieber die Gelegenheit nutzen, bevor es zu spät ist!“
Sylvia nickte. Wehende Fahnen! Man konnte gewinnen, aber manchmal verlor man halt auch. So war das Leben nun mal. Und Sylvia hatte in der letzten Zeit schon viel zu viel verloren. Sie spuckte auf den Boden und schlich zurück zum Flur. Der Ausgang lag direkt unter den Schlafräumen. Hier musste sie besonders vorsichtig sein. Wenn nur nicht überall diese knarrenden Dielenbretter wären.
Durch den Türspalt pfiff ihr kühler Nachtwind entgegen. Schnell und lautlos schloss sie diese hinter sich. Sie stand auf der Veranda vor dem Haus und sah sich um. Hier draußen wehte der Wind noch recht straff. Immer wieder fauchten leichte Sandböen über die Palisaden hinweg. Der trockene, tote Hauch der Wüste. Sie sah sich um. ‚Deine Chancen stehen nicht schlecht, Sylvie, wirklich! Mach schon!’
Schnell rannte sie hinüber zum Schuppen. Der Sand unter ihren Füßen fühlte sich noch warm an, obwohl es nachts immer empfindlich abkühlte. Der Wind überdeckte alle Geräusche, so auch das öffnen des Tores. Die dunkelgrünen, mit abblätternder Farbe übersäten Dieselkanister waren schwerer, als sie aussahen. Aber schließlich hatte sie nicht nur zwei der schweren 20 Liter Kanister im Wagen, sondern auch ihr Proviantpaket. Ihr Blick glitt zurück zum Wohnhaus. Bis jetzt sah alles ruhig aus. Es konnte losgehen. Sie stieg in den Wagen und sperrte die hässlichen Böen nach draußen. Der Wind pfiff um die Spiegle und schüttelte den Wagen hin und her. Sachte schob sie den Schlüssel ins Zündschloss, als könnte das klirrende Geräusch über den Hof hinaus schallen. Ihre Hände fühlten sich eiskalt an. Ihr Atem stockte solange, wie der Motor zum Vorglühen benötigte, dann erwachte er …
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