Wo Die Liebe hinfällt
Früh am nächsten Morgen erwachte der Leutnant. Die Sonne warf vorsichtig die ersten Strahlen durch die Fenster und füllte den Raum mit einem verschwommenen blaßgoldenen Licht. Sunu erhob sich und schlich an Tunips Bett vorbei, der sich noch nicht rührte. Aus dem Fenster blickend sah er durch die Bäume ein Stück eines der vielen Teiche des Parks schimmern. Eine unbändige Lust sich in das kühle klare Wasser gleiten zu lassen überkam den Leutnant und er beeilte sich, sich kurz frisch zu machen. Er streifte lediglich einen weißen kurzen Schurz über, legte seinen Waffengürtel mit dem Dolch an und begab sich barfuß auf den Flur. Kaum jemand begegnete ihm zu dieser frühen Stunde. Nur ein paar wenige Diener waren schon unterwegs, um Frühstück oder Badewasser für ihre Herrschaft zu besorgen. Wenig später betrat Sunu durch eines der vielen Tore den Garten. Er schlenderte, die frische Morgenluft und die blühende Natur genießend, über die Pfade und hatte bald einen Teich erreicht, der überschattet von hängenden Weiden einen äußerst einladenden Eindruck machte. Ein schmales, gebogenes, hölzernes Brückchen überspannte ihn und Sunu setzte seinen Fuß auf die von der Morgensonne bereits angewärmten Bretter. In der Mitte setzte er sich hin und ließ die langen sehnigen Beine ins Wasser baumeln. Die Sonne schimmerte rotgolden zwischen den Blättern der Weiden hindurch und Sunu beschloß, sich zu beeilen, bevor die allgemeine Betriebsamkeit in Palast und Park begannen. Er legte seine spärliche Bekleidung ab und sprang ins kühle Naß. Geschmeidig durchschwamm er die Länge des Teiches, wendete und schwamm wieder auf die Brücke zu. Als er ein leises dunkles Lachen vernahm hob er spähend den Blick. Vor lauter Überraschung vergaß er Schwimmbewegungen zu machen, geriet kurz unter Wasser und tauchte wasserspuckend und hustend wieder auf. Hilfsbereit, aber mit einem belustigten Lächeln im Gesicht, kniete sich die Ursache seiner Ungeschicklichkeit auf der Brücke nieder und streckte ihm die Hand hin. Eine Weile konnte Sunu die Dame Tuja nur anstarren. In ihrem hellen Gewand, dass nur locker über einer Schulter von einer Spange gehalten wurde und mit ihrem wallenden schwarzen Haar sah sie aus wie eine Göttin. Dann konnte er nicht anders: er hob die Hand aus dem Wasser und berührte sie mit vorsichtigen Fingern. …
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