… In der Mitte setzte er sich hin und ließ die langen sehnigen Beine ins Wasser baumeln. Die Sonne schimmerte rotgolden zwischen den Blättern der Weiden hindurch und Sunu beschloß, sich zu beeilen, bevor die allgemeine Betriebsamkeit in Palast und Park begannen. Er legte seine spärliche Bekleidung ab und sprang ins kühle Naß. Geschmeidig durchschwamm er die Länge des Teiches, wendete und schwamm wieder auf die Brücke zu. Als er ein leises dunkles Lachen vernahm hob er spähend den Blick. Vor lauter Überraschung vergaß er Schwimmbewegungen zu machen, geriet kurz unter Wasser und tauchte wasserspuckend und hustend wieder auf. Hilfsbereit, aber mit einem belustigten Lächeln im Gesicht, kniete sich die Ursache seiner Ungeschicklichkeit auf der Brücke nieder und streckte ihm die Hand hin. Eine Weile konnte Sunu die Dame Tuja nur anstarren. In ihrem hellen Gewand, dass nur locker über einer Schulter von einer Spange gehalten wurde und mit ihrem wallenden schwarzen Haar sah sie aus wie eine Göttin. Dann konnte er nicht anders: er hob die Hand aus dem Wasser und berührte sie mit vorsichtigen Fingern. Als ein warmer Strom durch seine Adern floß verstärkte er die Berührung und umschloß ihre ganze Hand mit der seinen. Sein Blick versank in ihren goldgelben Augen. Ihr Lächeln machte bei seiner Berührung einem fragenden, ungläubigen Ausdruck Platz. Hatte sie ebenfalls dieses seltsame Prickeln gespürt, fragte sich Sunu? Dann schüttelte er den Kopf, dass die Tropfen nur so aus seinem langen Haar flogen, ließ die Hand von Tuja los, als ob er sich daran verbrannt hätte und zog sich mit kräftigen Armen auf die Brücke hinauf. Tuja erhob sich aus ihrer knienden Stellung. Erst als er aufrecht vor der jungen Frau stand und ihr Blick sich vielsagend senkte bemerkte er, dass sein Schurz ja samt Gürtel und Dolch zu ihren Füßen auf den Brettern des Brückchens lag. Sunus dunkle Hautfarbe färbte sich wieder einmal zu einer rötlichen Nuance; hastig griff er nach seinem Schurz und wandte Tuja den Rücken zu. Er hörte wieder das tiefe leise Lachen hinter seinem Rücken und erst da fiel ihm ein, dass seine Kehrseite ja ebenfalls nackt war. „Leutnant Sunu,“ hörte er diese betörende tiefe Stimme sagen, „ich werde mich dort drüben auf das Steinbänkchen setzen und die Augen schließen, bis du fertig bist. Sagst du mir dann Bescheid?“ Ihre Stimme vibrierte immer noch vor verhaltenem Lachen, als er sie sich entfernen hörte. …

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