… Adligen nach der schwach zwischen ihren stützenden Schultern taumelnden Frau zu fragen. War es ja auch kein allzu seltenes Bild, dass die Angehörigen des Hofstaates nach ihren heftigen Festivitäten morgens äußerst geschwächt in ihre Gemächer zurückgebracht wurden. „Wo bringen wir sie hin?“ Fragte Gaza seinen Helfer, als ob es sich um ein Objekt und nicht einen ihm nahestehenden Menschen handele. „Wir müssen sie erst einmal irgendwo sicher unterbringen, bis wir uns überlegt haben, wie wir sie unauffällig loswerden.“ Der nicht ganz so kaltblütige Thut blickte sich immer wieder nervös um, ehe er antwortete: „Es ist mir schon klar, daß wir sie nicht einfach hier im Garten töten und verscharren können. Ich weiß nicht weit weg von hier einen alten Wachturm, der nicht mehr benutzt wird. Er ist unterkellert und der Raum ist fensterlos und mit einer dicken Holztür verschlossen. Als Kind habe ich oft dort in der Nähe gespielt. Wir sperren sie dort ein und lassen uns dann etwas einfallen.“ Zielstrebig schlug Thutmosis II die Richtung ein, in der er den „Kerker“ für ihr Opfer wusste. Es lag dem jungen Prinzen nicht, selbst Hand anzulegen. Sobald seine unliebsame Lauscherin eingesperrt war, würde er sich nicht mehr selber die Hände schmutzig machen. Nein, er würde sein Gold und seine Macht nutzen und jemanden finden, der das für ihn unauffällig erledigte, falls es nicht ihr Bruder selbst übernahm. Kaltblütig genug war Gaza auf jeden Fall. Kurz blitzte der Gedanke in Thut auf, dass es eigentlich schade um die schöne Frau war, aber für ihn war sie ein Nichts, jederzeit durch eine andere ersetzbar.
*
Die folgenden Tage und Nächte entfiel sie nahezu seinem Gedächtnis; vielleicht würde sich das Problem ja von ganz alleine lösen und Tuja würde verhungern, verdursten oder an den Folgen des Hiebes ihres Bruders sterben. Er war viel zu abgelenkt um darüber nachzudenken. Schließlich war er damit beschäftigt seinen Triumph zu feiern, Gazas Abreise zu beobachten und mit besitzergreifenden Augen die Herrin beider Länder zu betrachten. Hatte er sie bisher auch aus verständlichen Gründen abgelehnt, so konnte er doch nicht abstreiten, dass sie eine sehr begehrenswerte Frau und eine faszinierende Persönlichkeit war. Sie zu besitzen – in jeglichem Sinne – würde eine Herausforderung sein. Als seine Gemahlin würde sie ihm nichts was er ernsthaft forderte verweigern können. …
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