… Knie. Er hob seine Hände vors Gesicht und überlegte, wem diese Hände, dieser Körper mit seinen kampferprobten Muskeln, dieser kämpferische Geist wohl in Zukunft dienen würden? Würde es seine Herrin von ihm verlangen, so würde er auch ihren Bruder akzeptieren. Zu stark war seine Treue und Bewunderung für die Herrin beider Länder in den letzten Monaten gewachsen. Er würde sie weiterhin schützen, ihr zu Diensten sein und zumindest seine Loyalität wenn auch nicht seine Sympathie gezwungenermaßen auf Thutmosis II ausweiten. Erschrocken zuckte Sunu zusammen, etwas hatte sanft seinen Handrücken berührt. Er nahm langsam die Hände zur Seite und sah in das von ihm so heiß begehrte und doch zurückgewiesene Gesicht. In seinen Träumen hatte sie ihn verfolgt, doch jetzt kniete sie wahrhaftig vor ihm und sah ihn fragend mit ihren goldenen Augen an. Wie eine überirdische Aura umfloß sie das Morgenlicht. Ihre Haare umwogten wie eine weiche dunkle Wolke die Schultern, das gelbe Gewand lag in zerfließenden Falten um ihre schlanken Glieder. Plötzlich bedurfte es keiner Frage mehr und – im sich hebenden Morgennebel und, von den hängenden Zweigen der Weiden nahezu unsichtbar gemacht, lagen sich die zwei einsamen Menschen in den Armen und küssten sich in sehnsüchtiger Verzweiflung.
Gefährliche Lauschaktion
Lange konnte die Dame Tuja ihrem neuesten Wachhund nicht entkommen. Als sie ein Knirschen auf dem nahen Kiesweg wahrnahm, löste sie sich sanft aus den Armen des Befehlshaberst, stand auf und verschwand zwischen den dunstumflossenen Bäumen. Gerade rechtzeitig erreichte sie den Weg. Ihr „Schatten“ kam bereits suchend um sich blickend näher. Sich ihrer mangelnden Freiheit einmal mehr bewusst, entfernte sie sich vom Teich und ging zurück in Richtung des Palastes und des angrenzenden Harims. Trotz aller Widrigkeiten stahl sich ein seliges Lächeln um ihre Lippen, dass nicht mehr weichen wollte. Es wurde erst vertrieben, als sie ganz unabsichtlich ein Gespräch belauschte, dass leicht über ihr künftiges Schicksal entscheiden konnte: sie hatte soeben durch eine kleine Seitenpforte ihren privaten Garten betreten, um durch diesen ihre Harimsgemächer zu erreichen, als sie plötzlich innehielt. Leise Stimmen drangen an ihr Ohr und diese Stimmen kannte sie. Sie schaute sich nach ihrem Diener um, doch dieser war verschwunden. Der Harim war normalerweise von Eunuchen gut bewacht, so dass ihn die „normalen“ Diener nicht …
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