… in nächster Nähe der Herrin beider Länder hielten sich zwei riesige Schwarze auf, ihre Leibwächter. Die Oberpriester, in teure Raubtierfelle gekleidet, schickten aus bronzenen Gefäßen Wolken edelsten Weihrauchs gen Himmel. Hinter dem Thron schlossen sich die komfortablen Sänften der unzähligen Angehörigen des Hofstaates an und denen wiederum folgte die Dienerschaft und die Sklaven mit Eselswagen voller Gebrauchsgegenstände ohne die Damen oder Herren von Stand nicht auf Reisen gingen. Sunu hatte links und rechts entlang der Straße Soldaten postiert, die bei solch spektakulären Anlässen auch unter seinem Befehl standen und zwischen ihnen immer wieder einen seiner Medjay stationiert. Wie eine wogende Mauer aus Leibern stand hinter den die Speere kreuzenden Soldaten die Bevölkerung der Stadt, die trotz aller Unkenrufe, ihrer Königin unter Verbeugungen laut zujubelte. Kinder mit Blumenkörben saßen auf allen Mauern und die Dächer der Häuser brachen fast unter der Last der Schaulustigen. Die ein und zweistöckigen einfacheren Gebäude, die gleich hinter der Hafeneinfahrt das Arbeitervolk beherbergten zeigten sich in frischem Weiß. Die ganze Stadt schien auf Hochglanz poliert zu sein, um das Staatsoberhaupt zu ehren. Girlanden mit bunten Wimpeln waren von Haus zu Haus gespannt und die Menschen hatten ihre Festtagsgewänder und den besten Schmuck angelegt. Der königliche Zug bewegte sich, eingerahmt von Sunus Männern, in Richtung des Tempelbezirks der Stadt.
Volk im Zwiespalt
Hatschepsut erfreute sich an der Begeisterung ihrer Untertanen und an den bunten Blumen, die wie ein duftender Teppich ihren Weg bedeckten. Bewiesen die blumenwerfenden Kinder und der Jubel der Menschen ihr doch, dass das Volk sie verehrte und die Ränke gegen sie vorwiegend von einigen höhergestellten Beamten und Priestern geschmiedet wurde. Ihr fiel auf, dass es zu keinerlei Verzögerungen gekommen war; dass die Prozession in ruhigem stetem Tempo vorankam. Das Volk hielt sich hinter den Soldaten und alles lief reibungslos. Der Königin fiel ein hochgewachsener Krieger auf, der immer und überall aufzutauchen schien, ein strenges Auge auf alles und jeden werfend. Verstohlen ließ sie einen durchdringenden Blick auf ihm verweilen, ehe sich die Maske der Gleichgültigkeit wieder über ihre Züge legte. Die Priester verlangsamten ihre Schritte und trennten sich vom restlichen Zug um die Tempel aufzusuchen. Auch die Träger mit dem Thron und die …
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