… und für die neue, erweiterte Mauer verwendet. Vorsichtig umrundeten die beiden Männer das Bauwerk, immer wieder Sträuchern und Mauerstücken ausweichend. Nichts war zu hören außer den üblichen nächtlichen Geräuschen. Sunu versuchte in der Dunkelheit, die in diesem Abschnitt des Parks nur von der silbernen Scheibe Chons und den Sternen erhellt wurde irgendeinen Zugang zum Turm zu entdecken. Sich nach Hui umblickend sah er mal wieder dessen weiße Zähne im Finstern aufblitzen. Leise lachend zog er einen länglichen Gegenstand aus seinem breiten Gürtel und wenig später flammte eine Fackel auf. Kopfschüttelnd kam der Hüne auf Sunu zu und fragte immer noch grinsend: „Na, großer Befehlshaber, nicht an Licht gedacht?“ Sunu knuffte ihn in die Seite und murrte: „Nun komm schon, laß uns den Eingang suchen.“ Huis Fackel ließ sie wenig später einen Zugang zum Gemäuer entdecken. Sie mussten sich bücken, um durch das niedere Loch zu schlüpfen. Ein paar unregelmäßige Stufen führten nach unten zu einer massiven Holztür. Suchend ließen die beiden Männer das flackernde Licht der Fackel über die dicken Bohlen gleiten. Wo war der Riegel? Sunu klopfte ungeduldig gegen das Holz... Stille. Er blickte kurz zu Hui, der immer noch nach einer Möglichkeit suchte, die Tür zu öffnen. Wütend hämmerte der Befehlshaber gegen das Hindernis, die Hoffnung auf eine Reaktion schon fast aufgebend. Da, war da nicht ein Kratzen auf der anderen Seite? Mahnend legte er den Finger an die Lippen, auch den Freund zu vollständiger Ruhe anhaltend. Da, tatsächlich, ein kaum wahrnehmbares Geräusch. Fieberhaft suchten sie nun weiter und entdeckten einen schweren Metallriegel ziemlich weit oben an der Tür. Mit vereinten Kräften schoben sie ihn zur Seite und steckten ihre Dolche in die Ritze, um die schwere Holzpforte nach außen zu ziehen. Als sie endlich ächzend über den unebenen Boden glitt, taumelte ihnen eine schmale Gestalt entgegen. Sunu konnte eben noch die Arme ausbreiten um sie aufzufangen bevor sie zusammensank. Hui hob die Fackel und Mitleid malte sich auf seinen Zügen ab, als er die abgezehrte Frau näher betrachtete. Ihre Gewänder waren schmutzig und zerrissen, ihre fleckigen Wangen eingefallen. Das einst prächtige Haar hing in feuchten Strähnen um das blasse Gesicht. Die Glieder waren mager und die Hände blutig. Mitfühlend schaute er auf Sunu, der keinen Blick von der auf seinen Armen Ruhenden nehmend, vorsichtig die …
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