… Prächtig gewandete exotische Gestalten wechselten sich ab, der Königin von Kemet, Tochter des Amun, die Ehre zu erweisen und ihr teure Gastgeschenke zu überreichen. Da waren dunkelhäutige spärlich bekleidete Nubier die, nachdem sie sich demutsvoll zu Boden geworfen hatten, Hatschepsut einen lebenden wunderschönen Geparden übergaben. Er wurde von einem jungen Pfleger begleitet, der ebenfalls zum Geschenk gehörte. Danach kam ein Abgesandter der Hethiter der, den Waffenstillstand und das Bündnis zwischen seinem Land und Kemet betonend die Königin bat, sein Geschenk im Freien zu bewundern, da es sich nicht durch die Gänge des Palastes transportieren ließe. Scharf beäugte Sunu die kräftige Gestalt des Abgesandten. Er trug einen langen dunklen Bart, welcher in zwei Spitzen endete. Schon das machte ihn für Sunu zum Objekt des Misstrauens. Im Lande Kemet trug man keine Bärte. Sie galten als schmutzig und unattraktiv. Die prächtigen schwarzgolden gestreiften Gewänder des Hethiters täuschten Sunu nicht über die kräftigen Muskeln darunter und den listigen Blick des Mannes hinweg. Als sich nun die ganze Kavalkade aus Höflingen, Soldaten und Abgesandten von Neugier getrieben in Bewegung setzte, drängte er sich ganz in die Nähe der Königin, um zur Stelle zu sein, falls irgend ein Angriff erfolgen würde. Es geschah nichts! Tatsächlich hatte der Hethiter vor den Toren des Palastes ein prächtiges Schimmelgespann, gehalten von zwei Palastsklaven, mit einem noch prächtigeren Kriegswagen abgestellt, welches er mit einer galanten Verbeugung einer begeisterten Hatschepsut zum Geschenk machte. Die Königin übergab Krummstab und Wedel dem Bewahrer der königlichen Insignien und ließ, das Gefährt umrundend, ihre bewundernden Blicke über die wundervollen Pferde und den komplett mit Gold überzogenen Wagen gleiten. Schließlich ließ sie es sich zum Entsetzen ihrer sämtlichen Beschützer nicht nehmen behände auf das Fahrzeug zu springen und in einer Staubwolke eine Ehrenrunde über die Wege des Parks zu drehen - in einer halsbrecherischen Geschwindigkeit. Sunu, der das Können Hatschepsuts im Umgang mit Pferd und Wagen ja in der Wüste erlebt hatte, versuchte sein Grinsen zu unterdrücken, als er die entrüsteten Mienen der Hofschranzen sah. Wie ein junges Mädchen, dass sie ja fast noch war, hatte die Freude an ihrem Geschenk Hatschepsut ihre steifen Hofsitten vergessen lassen und als sie den Wagen wieder vors Palasttor lenkte und abstieg, war ihr silbernes Gewand verstaubt und ihre hohe blaue Krone verrutscht. …

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