… zuvor von summendem Stimmengemurmel hunderter Menschen angefüllten Raum. Sie erhob sich steif, stieß den am Boden Liegenden mit dem Fuß unsanft an und fragte mit lauter herrischer Stimme: „Wer bist du und wer hat dich gedungen?“ Stumm blieb der Mann liegen, den Kopf auf die Mosaikplatten gedrückt. Hatschepsut deutete mit einer Geste auf den Attentäter und sofort eilten Geb und Hui zu ihm und zogen ihn auf die Knie. Der Mann hob nicht den Blick und sprach nicht. Sunu beobachtete wieder Gaza und Thutmosis. Thut hatte das übliche leichte Lächeln im Gesicht welches, wenn es auch ganz und gar nicht zu dieser spannungsgeladenen Situation passte, jedoch erfolgreich jede Emotion verdeckte. Gaza blickte aufmerksam auf den Gefangenen zwischen seinen Wächtern, ließ aber keine Furcht erkennen. Die Dame Tuja war heute nicht anwesend, was Sunu natürlich schon zu Beginn des Empfangs aufgefallen war. Jetzt überlegte er, ob sie mit Absicht fern geblieben war, weil sie wusste, was sich ereignen würde? Sunu schüttelte diesen Gedanken ab und wandte seine Aufmerksamkeit wieder auf den Gefangenen. Die Königin wies Geb mit einem Blick an, den Kuschiten zum Sprechen zu bewegen. Der große Nubier setzte sein mächtiges Krummschwert am Hals des Mannes an und drückte es so fest gegen die dunkle Haut, dass kleine Bäche von Blut über dessen Brust zu rinnen begannen. Trotz der sicher sehr schmerzhaften Behandlung drang nur ein gurgelnder Laut aus dem Mund des Mannes. War da nicht ein kaum erkennbares selbstherrliches Grinsen über Gazas Gesicht gehuscht? Sunu kam eine Idee und, sich mit einem Blick die Zustimmung der Königin sichernd, trat er vor den Dunkelhäutigen hin. Er beugte sich hinab und drückte nicht eben sanft mit den Fingern zu beiden Seiten des Mundes zu, bis der Mann ihn öffnete. Nun wurde ersichtlich, was Sunu bereits fest vermutet hatte: Dem Kuschiten war die Zunge entfernt worden. Er würde niemals seinen Auftraggeber bekannt geben können, außer er wäre der Schriftzeichen mächtig. Dies würde aber sicher nicht der Fall sein, da der Planer dieses versuchten Königsmordes sicher dafür gesorgt hatte, dass sein gedungener Mörder ihn auch auf diese Weise nicht verraten konnte. Mit einer wütenden Bewegung wandte die Königin dem Attentäter den Rücken zu und setzte sich wieder auf den Thron. Ihre äußere Ruhe wurde nur widerlegt von einem zierlichen goldbeschuhten Fuß, der ungeduldig und wütend den Mosaikboden zu Füßen …
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