… der Wüste Löwen gejagt und abends unter dem dunklen Himmel mit seinen tausenden Sternen am Lagerfeuer unseren Sieg über den König der Wüste gefeiert. Ich war meist sehr traurig, wenn man mich zurück zu meinen strengen Lehrern in die Räume des Palastes befahl.“ Ihr Blick kehrte wie aus weiter Ferne zurück, die Vergangenheit verblasste. „Ich glaube nicht, dass ich heute noch solche Freude am Erlegen eines so edlen Tieres hätte. Und du, Leutnant Sunu, woher kommst du?“ Sunu war immer noch gefangen in der Vorstellung, wie die schöne junge Frau vom Streitwagen aus mit Pfeil und Bogen einen Löwen erlegte. Es musste ein herrliches Bild gewesen sein. Nur langsam drang ihre Frage in sein Bewusstsein und aus dem Bild der schönen Jägerin wurde das einer Mörderin. Er blickte sie mit verhärtetem Herzen an und antwortet abwesend: „Ich bin in Jebu aufgewachsen, einem kleine Grenzposten am ersten Katarakt.“ „Hast du nie Reisen gemacht? Nie etwas anderes gesehen?“ Waren Sunus Gefühle auch immer wieder ins Wanken gekommen, so wurde ihm nun wieder der himmelweite Unterschied zwischen seiner Welt und der Tujas bewusst. Auch wenn er jetzt, wie sie, am Hof lebte, war er doch nur ein Soldat, der durch die Gnade Hatschepsuts zu hohem Rang aufgestiegen war und sie war eine Prinzessin. Tuja erhob sich und schlenderte zum Teich zurück. Am Ufer saß eine falbfarbene Tempelkatze, welche interessiert die goldenen Fische im Wasser fixierte. Blitzschnell fuhr die zierliche Pfote hinein und zog einen zappelnden kleinen Fisch heraus. Nach Luft schnappend lag das arme Tier im Gras, von der Katze mit neugierigem Blick beobachtet und immer wieder mit der Pfote angestupst. Tuja beeilte sich und näherte sich den Tieren. „Gutes Kätzchen, liebe Katze.“ Murmelte sie sanft. Sunu betrachtete gespannt die Szene. Kannte Tuja kein Mitleid mit dem kleinen wehrlosen Opfer? Die Katze ließ von ihrer Beute ab und wandte die blau-grünen Augen der schönen Frau mit der sanften Stimme zu. Den Rücken krümmend schmiegte sie sich an Tujas Beine. Diese strich sanft über das weiche Fell, doch gleichzeitig ergriff sie langsam und ganz nebenbei den kleinen schillernden Fisch und warf ihn zurück in sein Element. Sunu atmete aus; er hatte gar nicht gemerkt, dass er die Luft angehalten hatte. Konnte eine so schöne sanfte Frau wirklich eine intrigante Mörderin sein? Ein Rascheln im Gebüsch hinter ihm ließ ihn aufspringen und, sich der vermeintlichen …
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