… wandern ließ. „Ich habe gehört, dass du eine Art Leibwächter der Königin bist?“ Sunu schüttelte leicht den Kopf mit dem immer noch tropfnassen Haar. Ein paar Tropfen verirrten sich auf Tujas weißes Gewand und schimmerten wie Perlen im Morgenlicht. Wieder musste Sunu sich zusammenreißen, um nicht auf die weiblichen Formen zu starren, die unter dem durchscheinenden Stoff zu erahnen waren. „Die Königin nennt mich ihr Auge und Ohr.“ Verbesserte er sie kurz angebunden. Die sanfte Stimme von Tuja fragte weiter: „Ich habe gehört, dass es einen Anschlag gab und du der Erste am Platz warst?“ Sunus Gesicht verschloß sich. „Ich möchte nicht darüber reden, Dame Tuja.“ Was wollte sie von ihm? Wollte sie für Gaza in Erfahrung bringen, wie viel er bereits herausgefunden hatte? In diesem Moment fiel ein goldener Strahl der inzwischen vollständig aufgegangenen Sonne auf Tujas Haupt und zwischen den lockigen Strähnen ihres Haares blitzte etwas auf. Sunu kniff die Augen zusammen und sein Blick zeigte plötzlich einen undefinierbaren Ausdruck – eine Mischung aus Enttäuschung und Wachsamkeit. Er hatte die glitzernden Ohrringe gesehen und blitzschnell deren Form erkannt und eingeordnet: Es handelte sich um springende Leoparden aus Gold mit Smaragdaugen. Die Spange, die Sunu neben der Leiche von Hatschepsuts Dienerin gefunden hatte, war nahezu identisch in Form und Verzierung, nur dass diese aus Silber gefertigt war. Sunus Blick verschleierte sich; er durfte sich seinen Verdacht nicht anmerken lassen und musste versuchen, soviel wie möglich über Tuja herauszufinden. Konnte es wirklich sein, dass die zwar große aber sehr zierliche Frau die Dienerin umgebracht hatte? Nun, dies erschien ihm noch im Rahmen des Möglichen. Von hinten mit einem Dolch zuzustechen war auch für eine Frau kein Problem. Aber der Angriff auf Tunip. Na ja, Tunip war nicht sehr groß und auch nicht kräftig. Wer ihn eine Weile beobachtete konnte sicher einschätzen, dass er kein wirklicher Gegner war, aber Sunu hatte ja schließlich mit dem Angreifer gerungen und für eine Frau wäre er doch sehr kräftig und sehnig gewesen. Seine Überlegung endete in der Feststellung, dass ja auch die Schwester Gazas, falls sie hinter den Anschlägen steckte, jemand dafür bezahlt haben und sich nicht der Gefahr der Entdeckung ausgesetzt haben würde. Als er das Wort nun wieder an die Dame Tuja richtete, war sein Blick mit höflichem Interesse auf sie gerichtet; …
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