Wie elektrisiert läuft Sylvia zurück ins Haus. Irgendwo musste schließlich etwas Brauchbares zu finden sein. Hastig reißt sie die Türen auf und durchwühlt die Schränke und Kommoden. Was genau sie sucht wird sie wissen, wenn sie es gefunden hat.
Es ist bereits kurz vor Mittag, als sich vor Sylvias innerem Auge ein Plan zu formen beginnt. Auf ihrem Zeigefinger schaukelt ein Ring mit einem Autoschlüssel. Der zweite Geländewagen im Schuppen! Die Schlussfolgerung war genauso einfach wie erschütternd.
Umgehend hastete Sylvia in den Gerümpelstarrenden Anbau. In der Dunkelheit waren kaum die Umrisse des Gefährts zu erkennen und auf Schritt und Tritt stolperte Sylvia über sperrige Hindernisse. Als erstes schob sie sich bis zu dem Holztor und stieß es auf. Grelles Sonnenlicht flutete in den Raum. Jetzt war der Geländewagen endlich richtig zu sehen. Ehrlicherweise musste Sylvia zugeben, dass es sich um eine uralte Rostlaube handelte. Doch sie war zuversichtlich. Ihre „Herrschaften“ mussten ja ein erstaunliches Vertrauen zu ihr entwickelt haben, wenn die sie hier einfach so allein zurück ließen. Was würden die für Augen machen, wenn sie heute Abend heimkehrten? Sylvia beschlich das Gefühl des Verrates. Komm schon, Sylvi, das ist doch ausgemachter Blödsinn. Die sperren dich hier ein, knechten dich und du hast nichts anderes im Kopf, als an Verrat zu denken. Sieh lieber zu, dass du diese Mühle wieder flott bekommst.
Mit einem Ruck löste sich Sylvia aus ihrer Erstarrung. Auch ohne diese lästige, innere Stimme wusste sie genau, was zu tun war. Und sie war auf diese alte Karre angewiesen. Zu Fuß war es sicher unmöglich, die Wüste zu durchqueren.
...
Inzwischen hatte die Sonne ihren Höchsten Stand schon längst überschritten. Es dauerte eindeutig zu lange, bis die vier Reifen wieder mit genügend Luft gefüllt waren. Sylvia klemmte sich hinters Lenkrad und steckte den Zündschlüssel ins Schloss. Im Wageninneren roch es nach Öl, Staub und altem, steifen Leder. Ihre Hände waren schwarz verschmiert.
Sie drehte den Schlüssel im Schloss und der Motor gab seltsame Geräusche von sich. Sylvia atmete auf. Wenigstens reagierte dort vorn überhaupt etwas. Ihre Hände wurden schweißnass, als bei jedem weiteren Zündversuch das Geräusch im Motor leiser und träger wurde.
Ihr Magen knurrte. Verdammt! Nicht jetzt! Die Zeit rannte Sylvia davon. Wann …
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