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…  Durch die Erfahrungen der Vergangenheit klüger geworden, machte sie es Merit nach, neigte den Kopf und erhob sich ebenfalls. Sie betrachtete den Schaich nur vorsichtig durch die gesenkten Wimpern hindurch. Er war ein großer schlanker Mann. Seine Haut war relativ hell und heute war er in einen westlich geschnittenen Anzug gekleidet. Er hatte dunkle leicht schräge Augen und dichte graue Brauen, was ihm einen etwas finsteren Ausdruck verlieh. Die schmale Nase und das hagere Gesicht mit dem langen grauen Bart gaben ihm aber auch etwas Asketisches. Das Haar wurde auch heute von einem Turban verhüllt, was einen seltsamen Kontrast zu dem weißen modernen Anzug bildete. Sein Blick war unverwandt auf Lena gerichtet und er schaute auch kein einziges Mal weg, während er sich mit Merit auf Arabisch unterhielt. Nach einer Weile verließ der Schaich das Zimmer ohne auch nur ein Wort direkt an Lena gerichtet zu haben. Lena konnte ihre Neugierde nicht im Zaum halten und stürzte sich mit ihren Fragen auf Merit, kaum das sich die Tür hinter Schaich Assiz geschlossen hatte. Lachend wehrte Merit sie ab und schob sie zurück zum Diwan, wo sie beide wieder Platz nahmen und Lena etwas ruhiger ihre Fragen wiederholte. Allerdings hatte der Schaich Merit lediglich die Anweisung erteilt, Lena zu lehren, wie sie eventuelle Gäste des Schaichs zu bewirten und sich ihnen gegenüber zu verhalten hätte. Merit sollte sie mit den Grundbegriffen und den Verhaltensweisen von Dienerinnen in diesem Haushalt bekannt machen. Sie sollte lernen, sich respektvoll und zuvorkommend gegenüber höhergestellten Personen zu verhalten – was sie ja in Deutschland kaum gelernt haben konnte – so hatte der Schaich Merit gegenüber argumentiert. Tage waren vergangen und es war Lena nicht schlecht ergangen. Merit hatte ihr gezeigt, wie man Tee servierte, wie man sich respektvoll vor Gästen des Schaichs verneigte und wie man tanzte. Der Tanz war in diesem Haus sehr wichtig und wurde sehr oft zur Unterhaltung der Gäste gepflegt. Es kam Lena zugute, daß sie auch zuhause sehr gerne getanzt hatte und bald beherrschte sie die fließenden Bewegungen, die Merit ihr beibrachte, fast so gut wie diese. Merit hatte ihr auch den wundervollen Innenhof gezeigt. Er war riesengroß, von künstlichen Bächen durchzogen und überall wuchsen exotische Blumen, Palmen und Bäume mit Früchten aller möglicher Art. Es standen verspielte kleine Bänke im Schatten und wo die Bäche sich zu kleinen Teichen stauten, wurden diese von zierlichen Brücken überspannt und von Papyrusschilf umwachsen. …
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