… Eine Flucht kam nicht in Betracht, denn selbst bei den intimsten Bedürfnissen wurden sie nur einzeln und unter Bewachung aus dem Bus gelassen. Als Lena bei einer solchen Gelegenheit endlich einmal die Landschaft bei Tage betrachten konnte, war sie nicht einmal sehr überrascht sich zwischen Sanddünen und goldenen, schroffen Felsen wiederzufinden. Es war von vornherein sehr wahrscheinlich gewesen, daß sie entweder im goldenen Dreieck, oder irgendwo im Orient landen würde. Irgendwann wurden ein paar Früchte und Wasser herumgereicht, worauf die Mädchen sich regelrecht stürzten, da sie ja seit dem Frühstück auf dem Schiff nichts mehr zu essen gehabt hatten. Die Erschöpfung forderte auch von Lena ihren Tribut und irgendwann schlief sie, trotz ihrer aufgewühlten Gedanken und der vielen Fragen, die ihr durch den Kopf gingen, ein. Sie erwachte, als das Fahrzeug abrupt bremste und die hintere Tür aufgerissen wurde. Ein Schwall von Worten in einer fremden Sprache brach über die Insassen herein, aber Mario gab ihnen die Anweisungen der beiden fremden Bewacher weiter. Anscheinend verstand er die Sprache gut und konnte sie auch sprechen. Nun ja, das mußte er wohl auch, denn es war zu vermuten, daß er als Finanzmeister mitgereist war und nachher seinen Gewinn an der verkauften Ware mit seinen Gastgebern aushandeln mußte. Das Auto parkte in einer engen Gasse. Aneinander gedrängt standen hier lauter ein und zweistöckige Gebäude mit flachen Dächern. Obwohl es schon wieder dunkel war, herrschte hier ein Gedränge und Geschiebe, daß die Aufpasser alle Hände voll zu tun hatten, um die Gruppe der Mädchen zusammenzuhalten. Der Weg war nur kurz und noch ehe Lena viel von der Umgebung erkannt hatte, wurden sie durch einen Vorhang bunter Perlenschnüre in einen dunklen Gang geschoben. Vorsichtig folgten sie dem orientalischen Wächter, der vor ihnen herging in den immer heller werdenden Flur. Lena versuchte die Gerüche und Geräusche einzuordnen, die auf sie einstürmten, aber es waren zu viele. Sie hörte seltsame Musik, wie von Flöten und Tambourinen. Da war auch ein Gewirr von entfernten Stimmen und es roch nach süßlichem Rauch und seltsamen Gewürzen. Der fremde Führer öffnete eine Tür links von sich und wies die fünf Mädchen an, den dahinterliegenden Raum zu betreten. Es war ein großes Zimmer, jedoch ohne Fenster. Die Wände waren mit wertvollen Teppichen behängt und darunter standen mit Seide bezogene Diwans und überall lagen bunte bequeme Ruhekissen. …
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