… Lena hatte alle Hoffnungen aufgegeben und fügte sich ergeben in ihr Schicksal. Eines nach dem anderen wurden die Mädchen von einem sehr dunkelhäutigen, großen Nubier abgeholt; wahrscheinlich der Auktionator. Lena kam wieder ziemlich zum Schluß dran. Sie nahm an, daß man für sie einen höheren Preis erzielen wollte, da sie inzwischen als Tänzerin des Schaichs sich einen Namen gemacht hatte. Wie schon einmal wurde sie von dem Auktionator durch einen Vorhang geschoben; wie damals herrschte aufgeregtes Stimmengewirr, als sie die Bühne betrat. Lena hielt die Augen gesenkt, als die Männer zu bieten begannen. Der Nubier war begeistert, denn immer höhere Gebote hallten durch den Raum. Irgendwann hob Lena doch den Blick und schaute hinab auf die potentiellen Käufer. Ein Ruck ging durch ihren Körper und ungläubig starrte sie auf eine Gestalt im Hintergrund des Verkaufsraumes. Aber sie hatte sich nicht getäuscht...... die schlanke hohe Gestalt dort hinten war tatsächlich Retenu, der jeden noch so hohen Preis überbot. Vor Dankbarkeit und Erleichterung gaben Lenas Knie fast nach und sie sah sich schon gerettet, da plötzlich verfiel der ganze Saal in helle Aufregung. Viele der Männer sprangen auf und verließen fluchtartig in verschiedene Richtungen den Raum. Die Deckenbeleuchtung wurde angeschaltet und blendendes Licht ersetzte das zuvor herrschende Halbdunkel. Lena kniff geblendet die Augen zusammen und erst jetzt erkannte sie den Grund des Durcheinanders. Von mehreren Seiten des Saales schoben sich uniformierte Polizisten durch das Gewühl und die angehenden Käufer, viele von ihnen prominente Gesichter in Assuan, versuchten unerkannt zu entkommen. Immerhin war die Sklaverei ein verbotenes Metier, auch wenn sie in diesem Lande zum großen Teil still geduldet wurde. Es würden wohl keine Festnahmen und großartige Strafen auf diese Aktion folgen, aber man wollte doch nicht unbedingt damit in Zusammenhang gebracht werden. Die einzigen, welche mit Konsequenzen rechnen mußten – wenn sie erwischt wurden – waren die Mädchenhändler und eventuell der Auktionator. Die Polizisten versuchten auch vorwiegend den großen Nubier zu erwischen, denn mit der einheimischen Prominenz wollte sich auch die Justiz nicht anlegen.
Unerwartete Befreiung
Lena stand unentschlossen auf der Bühne und beobachtete verwirrt das Chaos, das um sie herum herrschte. Sie konnte Retenu nirgends mehr entdecken. Da legte sich eine Hand von hinten sanft auf ihre Schulter und Lena wirbelte herum, in der Hoffnung in seine Augen zu blicken. …
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