Der Fluchtversuch
Die Nacht bescherte Lena wirre Träume. Sie saß, ähnlich wie bei ihrem anderen Traum, auf einer Treppe, die zum Nil hinabführte und betrachtete den wunderbaren Sonnenuntergang, als plötzlich eine Feluke mit blutroten Segeln durch das Papyrusschilf auf sie zusteuerte. An Deck stand Kai und streckte flehentlich die Arme nach ihr aus. Als er nahe genug war, reichte Lena ihm im Traum die Hände, als er sie jedoch zu sich aufs Boot zog, zögerte sie und begann sich zu wehren. Es war zu spät; mit einem triumphierenden Lachen zog Kai sie an sich, und als sie den Kopf hob, um ihn anzusehen, blickte sie in die bösartigsten Augen, die sie jemals gesehen hatte, der Diener Abduls! Schweißgebadet schreckte Lena aus dem Schlaf. Es war noch dunkel im Raum, doch plötzlich flammte das Licht auf. Mit einem aufmunternden Lächeln blickte Merit auf sie herab. „Zeit zum Aufstehen meine Kleine!“ Verschlafen rieb sich Lena die Augen und bemerkte mit einem Blick zum Fenster: „Es ist doch noch stockdunkel draußen, was ist denn los?“ Merits Lächeln wurde, wenn möglich, noch breiter, und sie erklärte Lena, daß ihr Geschenk draußen warte, um einen Ausritt mit ihr zu unternehmen, solange der Morgen noch angenehm kühl wäre. Lenas Ungläubigkeit machte der Vorfreude Platz und sämtliche Lebensgeister erwachten augenblicklich. Sie war in kürzester Zeit aus dem Bett gesprungen und hatte sich gewaschen und gekämmt. Plötzlich wurden ihre Bewegungen langsamer und sie drehte sich mit fragendem Blick zu Merit um, die in einer Truhe mit Kleidern stöberte. „Merit, woher wußte Retenu denn überhaupt, daß ich mich für Pferde interessiere? Und woher wußte er, daß ich reiten kann?“ Merit setzte ihre übliche geheimnisvolle Miene auf und antwortet Lena, daß sie noch ziemlich wenig über Retenu wüßte, im Gegensatz zu Retenus Wissen über sie. „Er hört dir genau zu, wenn du von deiner Heimat erzählst und von dem, was du vorher alles getan und unternommen hast. Und was er nicht von dir erfährt, versucht er von den Dienern oder von mir zu erfahren. Du solltest stolz sein, daß er dir soviel Interesse entgegenbringt.“ In Lena stieg schon wieder ein gewisser Trotz auf, „aha, nachspionieren tut er mir. …
...war OK - weiter lesen ►
...sollte überarbeitet werden - weiter lesen ►
Ihre echte Einschätzung hilft dem Autor seine Texte zu verbessern.
590 Leser seit 1. Jan. 2025 für diesen Abschnitt
Noch kein Kommentar zu dieser Seite.
Sei der Erste!