… An einem dürren Busch waren die Pferde angebunden. Lenas Stute, eine fremdes Pferd und der Hengst Retenus. Der Schaichsohn mußte Lena mehr in den Sattel heben, als daß sie sich selbst hochziehen konnte, denn jetzt machte sich der ausgestandenen Schrecken und die Mißhandlung bemerkbar und Schwäche breitete sich unaufhaltsam in ihren Gliedern aus. Als Retenu dies bemerkte, schwang er sich auf seinen Hengst und zog Lena von ihrem Pferd auf seines. Er setzte sie vor sich in den Sattel und hielt sie wieder fest mit einem Arm umschlungen. Als Lena jedoch seinen Blick suchte, starrte er eisern geradeaus. Er ließ seinen Hengst angaloppieren und im Licht der inzwischen untergehenden Sonne ritten sie, von Lenas Stute gefolgt, in Richtung der Villa Assiz. Im bald darauf erreichten Innenhof warteten schon eine äußerst beunruhigte Merit und ein Diener, der die Pferde in Empfang nahm. Als Retenu, mit einem forschenden Blick auf die zusammengesunken auf dem Tier kauernden Lena, hastig vom Pferd glitt und durch die Seitenpforte eilte, stieß er fast mit Merit zusammen, die erstaunt einen Sprung zur Seite machte um ihm auszuweichen. Sie eilte auf Retenus Hengst zu und nahm Lena am Arm um ihr vom Pferd zu helfen. Der überraschte Diener konnte gerade noch rechtzeitig hinzuspringen um das halb ohnmächtige Mädchen aufzufangen. Die Pferde angebunden zurücklassend half er Merit Lena in ihre Räume zu bringen. Als sie auf ihrem Diwan lag, sah Merit erst, daß ihr Haar blutig war und erschrocken ertastete sie eine große Beule an Lenas Schläfe. Aufmerksam geworden öffnete sie auch Lenas Jacke und Bluse und entdeckte die Prellungen an ihren Rippen und etliche andere Blessuren. Fragend blickte sie auf Lena und man merkte ihr an, daß sie ihre Neugierde kaum im Zaum halten konnte. Als sie jedoch Lenas Blässe und ihre Verwirrung bemerkte, beschloß sie, wenn es ihr auch schwerfiel, ihre Fragen auf einen günstigeren Zeitpunkt zu verschieben. Sie zog ihr die sandigen, verschmutzten Reitsachen aus und versorgte die Verletzungen mit ihren geheimen Kräutermixturen. Noch während die Dienerin mit ihr beschäftigt war hüllte eine befreiende Dunkelheit Lena ein. Der Schock und die Verletzungen forderten ihren Tribut. Sie wurde ohnmächtig. Lange saß Merit noch am Bett ihres Schützlings und erst als ihre Atemzüge ruhig gingen und ihre Ohnmacht in einen sanften Schlaf überging, erhob sich die Nubierin und verließ den Raum. Eine leichte Berührung weckte Lena aus ihrem Schlummer. …
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