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…  Retenu war hinter sie getreten und sie spürte, wie sein warmer Atem ihren Nacken streifte. Sie konnte ein leichtes Erschauern nicht unterdrücken, konnte sich aber selbst nicht einreden, daß es ein unangenehmes gewesen wäre. Als sie sich ihm zuwandte, konnte sie in seinem Blick, der ebenfalls auf den Fluß gerichtet war, eine ähnliche Begeisterung lesen, wie die ihre. Dann versank sein Blick in ihrem und bevor sich wieder ein Schleier der Zurückhaltung über seine Augen senkte, konnte sie kurz ein undefinierbares, wildes Gefühl in ihnen aufblitzen sehen. Retenu wandte sich ab und ging ins Zimmer zurück. Lena folgte ihm zögernd, da überreichte er ihr in versöhnlicher Geste das Paket, welches er auf einer Spiegelkommode abgelegt gehabt hatte. Aufmunternd machte er ihr Zeichen, es zu öffnen. Er setzte sich auf einen zierlichen Hocker, der so gar nicht zu seiner männlichen Statur passen wollte, und wartete mit Spannung auf Lenas Reaktion auf das Geschenk. Ziemlich ungeduldig riß Lena das schöne Papier in Fetzen und öffnete den Karton. Als sie den Inhalt heraushob, kam sie aus dem Staunen nicht mehr heraus. Retenu hatte wirklich an alles gedacht: das Paket enthielt ein wunderbares beiges Seidenkleid, welches, unter der Brust gerafft, in unzähligen Falten weich und schimmernd bis zu den Knöcheln herabfloß. Dazu gehörte eine taillenkurze pailettenbesetzte Jacke, da in diesem Lande schon bloße Schultern einen Affront gegen die Sitte bedeuten konnten. Sogar an die passenden Schuhe war gedacht worden und bei all dieser Pracht fragte sich Lena auch nicht mehr, woher Retenu oder sein Diener ihre sämtlichen Konfektionsgrößen gewußt haben mochten. Mit einem leisen Lächeln kam ihr Merits verschmitztes Gesicht in den Sinn und Lena fragte sich nun auch sehr verspätet, ob sie und Retenu sich sohl dieses Zimmer teilen würden. Die Frage, ob sie etwas dagegen haben würde, verdrängte sie in den hintersten Winkel ihres Denkens. Der Abend verlief sehr harmonisch und neigte sich für Lenas Begriffe viel zu schnell dem Ende zu. Nach einem wunderbaren Essen dessen Vielseitigkeit Lena verwirrt hatte, führte Retenu, in einen weißen Leinenanzug gekleidet, sie aus dem mit Kerzen beleuchteten riesigen Eßsaal. Sie durchquerten wieder die prächtige Eingangshalle und traten ins Freie. Lena fragte nichts, folgte ihm einfach schweigend und vertrauensvoll... Der Wagen wartete schon und bald, nachdem sie das Stadtgebiet verlassen hatten, fuhren sie durch eine samtene Nacht, die von einem riesigen, silbernen Mond und unzähligen Sternen beleuchtet wurde. …
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