… Sie fühlte eine kühle Hand auf ihrer Stirn. Flatternd hob sie, noch halb im Schlaf befangen, die Lider und blickte in sanfte nachtschwarze Augen. Ein tiefer Atemzug hob ihre Brust und ruhig schlief sie wieder ein. Leise erhob sich Retenu vom Diwan und verließ die Schlafende. Erst am nächsten Morgen, als Lena die Augen aufschlug und nicht mehr diese durchsichtige Blässe zeigte, hielt Merit den Zeitpunkt für gekommen, ihre Fragen zu stellen. „Nun mein Kind, was ist da draußen geschehen? Wo wart ihr solange?“, als sie Lenas unsicheren Blick bemerkte der zwischen Zorn und Verzweiflung schwankte, setzte sie sich auf ein Kissen neben Lenas Ruhelager und wartete einfach ab. „Ich werde einfach nicht schlau aus diesem Mann,“ schimpfte Lena leise vor sich hin, „zuerst versucht er die ganze Zeit mein Vertrauen zu gewinnen und wenn ich dann einen Schritt auf ihn zumache, weicht er einen zurück!“. Merit tippte sich nachdenklich mit dem Finger auf die Nase, „so, du hast also einen Schritt auf ihn zugemacht?“, sie zwinkerte Lena verschwörerisch zu. Sofort wurde Lena gereizt. „Das ist überhaupt nicht komisch; da war der Sandsturm, ich hatte Angst und .....“. Merit winkte beschwichtigend ab,„ja, ja, Kind! Reg dich doch nicht gleich wieder auf. Jetzt erzähl doch mal der guten Merit, was sich dort in der Wüste genau zugetragen hat.“ Lena zögerte nur noch kurz. Früher oder später würde sie es Merit ja doch erzählen. Sie mußte sich mit irgendjemanden darüber unterhalten, sonst würde sie die Wut und die Ängste, die in ihrem Inneren tobten, nie loswerden, ihre auf den Kopf gestellte Gefühlswelt nie entwirren können. Ruhig hörte Merit sich die ganze Geschichte an. Sie unterbrach Lena kein einziges mal, nickte nur hier und da mit dem Kopf oder machte ein nachdenkliches Gesicht. Als Lena schließlich den Bericht beendet hatte, dehnte sich das Schweigen zwischen den zwei Frauen aus, bis es Lena nicht mehr ertragen konnte und sie Merit ungeduldig zurief: „Nun sag schon endlich, was du davon hältst!“ Merit schaute Lena, die sich stöhnend an die schmerzende Schläfe faßte, aufmerksam an und begann dann bedächtig zu sprechen: „Du, hast ihm also von deinem Verlobten in Deutschland erzählt. Du hast ihm gesagt, daß du den Mann immer noch liebst? Du hast ihm vorgeworfen, daß er an deiner ganzen Misere schuld ist, und dann hast du ihn geküßt? Danach versuchst du zu fliehen und wirst prompt von deinem Erzfeind gefangengenommen. …
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