… Doch jedesmal, wenn sie sich in seiner Gegenwart kurz entspannte, tauchte irgendwann wieder das Wort „Besitz“ in ihrem Denken auf und sofort wurde sie wieder zurückhaltend und kühl ihm gegenüber. Eines Tages betrat Retenu mit einem strahlenden Lächeln Lenas Zimmer. Merit warf ihm einen verschwörerischen Blick zu und verließ den Raum. Lena ließ ihre arabischen Vokabeln sinken und sah erwartungsvoll zu Retenu auf. Er nahm sie bei der Hand und bat, sie mit einer kleinen Verbeugung und einer Geste, mit ihm zu kommen. Als sie das Haus verließen und den prächtigen Innenhof betraten, trat auch Merit wieder zu ihnen und genoß in vollen Zügen Lenas totale Überraschung und ihr Entzücken, als ein Diener mit einem wunderschönen, arabischen Pferd hinter einem der Bäume hervortrat. Lena ließ Retenus Hand los und sah ihn fragend an. Mit einer weiteren Geste erlaubte er ihr, auf das Tier zuzugehen und es näher zu betrachten. Es war eine zierliche, dunkelbraune Stute, die sofort vertrauensvoll ihre weiche Nase in Lenas ausgestreckte Hand schmiegte. Merit war hinter Lena getreten und sagte ihr leise ins Ohr: „Dies ist ein Geschenk von Retenu an dich. Ich hoffe, es gefällt dir?“ Lena wirbelte herum und fiel Merit um den Hals. Doch diese schob sie lachend von sich und bemerkte: „Du bedankst dich bei der falschen Person,“ und mit einem schrägen Kopfnicken deutete sie auf Retenu, der erwartungsvoll auf Lena blickte. Zögernd ging sie auf den Sohn des Schaichs zu und legte beide Hände auf seine Schultern. „Ich kann so ein wundervolles Geschenk doch gar nicht .....!“ weiter kam sie nicht, denn Retenu zog sie in seine Arme und in einem stummen Lachen vibrierten seine breiten Schultern. Lena wußte nicht, warum sie plötzlich so atemlos war. War es, weil er sie so fest an sich drückte, oder woher kam sonst dieses seltsame Gefühl, als ob jemand ihr Herz zusammenpressen würde? Nur widerwillig ließ Retenu sie aus seinen Armen, als er spürte, wie sie sich in ihnen versteifte und als er in ihre Augen sah, war wieder die übliche Distanziertheit in ihnen. Der Diener hatte das Pferd durch eine der zwei kleinen Pforten wieder hinaus geführt, welche die Freiheit bedeuteten und Lenas kurze Freude war dem Bewußtsein gewichen, in welcher Situation sie sich wirklich befand. Diese Pforte war für sie die Grenze ihrer Welt. Sie trat einen Schritt zurück um Retenus verwirrender Nähe zu entkommen. Retenus Gesicht spiegelte seine Enttäuschung wieder. …
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