… Retenu hatte seine Hand zurückgezogen und sah sie enttäuscht an. Er konnte wohl auch kaum die gegensätzlichen Gefühle verstehen, die seine Anwesenheit in Lena auslöste, verstand sie die meisten davon ja selbst kaum. Er machte ein paar Gesten, die Lena aber nicht verstand. Dann deutete er Lena ebenfalls mit Gesten an, einen Augenblick zu warten. Er verließ den Raum nur um kurz darauf wieder zu erscheinen mit einem Block und einem Bleistift in der Hand. Er nahm wieder auf dem Diwan neben Lena Platz. Eilig kritzelte er ein paar Sätze auf das Papier und schob den Block samt Bleistift dann Lena hin. Lena blinzelte überrascht, denn da stand tatsächlich in perfektem Deutsch geschrieben: „Kleine Katze, ich bitte dich sehr mir nicht böse zu sein. Ich hatte keine Ahnung, was mein Vater im Sinn hatte, als er mir erzählte, daß er mir ein ganz besonderes Geschenk machen wolle. Vielleicht können wir uns ja besser kennenlernen und bis dahin freundschaftlich miteinander umgehen?“ Lena wußte nicht, weshalb er ihr den Namen „Kleine Katze“ verpaßt hatte, aber im Moment war ihr das auch ziemlich egal. Was sie jetzt sagen würde war unvernünftig und utopisch, daß war ihr klar, aber sie konnte den Impuls diese Forderung zu stellen einfach nicht unterdrücken. „Retenu, wenn du meine Freundschaft willst und meine Dankbarkeit, dann schenk mir meine Freiheit. Kein Mensch ist dazu geboren eines Anderen Sklave oder Eigentum zu sein. Ich habe mein eigenes Leben und meine Familie in meiner Heimat zurückgelassen und ich möchte dahin zurückkehren wo ich zuhause bin.“ Lena betonte diese Worte eindringlich. Sie fühlte sich im Recht und sah trotzig zu Retenu auf, der sich stolz aufgerichtet hatte. Ein verschlossener Zug hatte sich auf sein schönes Gesicht gelegt und diesmal überlegte er lange, ehe er wieder etwas auf den Block schrieb. Erst nach einer guten Weile hörte er auf zu schreiben und reichte Lena den Block zurück. Lena las die Worte und sie verschwammen ihr vor den Augen. Die Hoffnungen, die sie in Retenus zum Teil westliche Erziehung gesetzt hatte, schwanden dahin als sie die Zeilen las. „Es tut mir leid, aber diese Bitte kann ich dir nicht gewähren. Ich kann dir deine Freiheit nicht geben. Du gehörst mir und wir müssen versuchen das Beste aus dieser Situation zu machen. Du hättest es durchaus schlechter treffen können. Denk nur an Schaich Abdul! Ich habe dir geholfen und wegen dir sogar den Gast meines Vaters brüskiert. …
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