… Im Raum war es ganz still geworden, alle Augenpaare hingen wie gebannt an der Gestalt der schlanken Tänzerin. Als das Lied in einem Wirbel von Trommeln endete, sank Lena zu Boden, die Stirne auf die nach vorn gestreckten Arme gelegt und ihr Haar breitete sich um ihr Haupt auf dem Boden aus wie ein goldener Fächer. Plötzlich fühlte sie sich am Arm grob nach oben gerissen. Taumelnd kam sie auf die Beine und wich, sich losreißend, voller Panik zurück, als sie in haßerfüllte engstehende Augen blickte. Diese Hakennase, die Zahnlücken, der bösartige Blick. Sie kannte diesen Mann, es war der Diener, der sie auf der Auktion schon einmal so grob behandelt hatte. Er packte sie wieder am Arm und zog sie hinter sich her auf einen Diwan zu, auf dem eine große grobschlächtige Gestalt ruhte. Als Lena vor dem Diwan stand, richtete sich der Mann auf. Er war westlich gekleidet, hatte aber ein sehr dunkelhäutiges Gesicht. Seine Augen waren begehrlich auf sie gerichtet und Lena vermutete, da es sich um den Herrn ihres Peinigers handelte, daß es der Mann war, der sie auf der Auktion schon einmal hatte kaufen wollen. Damals war ihm allerdings Schaich Assiz zuvorgekommen. Letzterer war nun auch hinzugetreten, um festzustellen, was die ganze Aufregung sollte. Die drei Männer redeten auf arabisch und gestikulierten wild. Anscheinend wollte der Dunkelhäutige mit Schaich Assiz ins Geschäft kommen, aber dieser schien aus irgendeinem Grund unentschlossen zu sein. Lenas Arm schmerzte, da der grobe Diener ihn immer noch fest umklammert hielt. Sie versuchte sich aus seinem Griff zu winden, was zur Folge hatte, daß er sie so fest ins Gesicht schlug, daß sie zu Boden geschleudert wurde. Wutentbrannt beugte er sich zu ihr hinab, doch noch während sie sich schützend zusammenkauerte sah sie, daß er von hinten gepackt und grob zur Seite geschubst wurde. Dann kam eine große schlanke Gestalt auf Lena zu und reichte ihr die Hand um ihr vorsichtig auf die Beine zu helfen. Sanft wurde ihr Kinn mit einem Finger angehoben und eine Hand strich zärtlich über ihre malträtierte Wange. Als Lena aufschaute, wußte sie nicht mehr, ob sie wach war, oder ob der grobe Schlag des Dieners sie in eine Traumwelt hatte versinken lassen, denn sie sah in das wunderschöne Männergesicht aus ihrem Traum vom Nil. Seine Haare waren zwar diesmal unter einem Turban verborgen, aber diese Augen und den sinnlichen Mund hätte sie überall wiedererkannt. Der Tumult um Lena hatte sich gelegt; …
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