… Kuna beruhigte Merit und auch Kai. Er hatte herausgefunden, daß es nicht allzuviele Sklavenauktionen gab und wenn, dann sprach sich meist schnell herum, wo sie stattfanden. Die beiden Männer begaben sich also zurück in die Innenstadt von Assuan während Merit beschloß ohne Rücksicht auf die Konsequenzen dafür zu sorgen, daß Retenu von den Machenschaften seines Vaters erfuhr. Kuna ließ einen aufgeregten Kai im Hotelzimmer zurück, um sich in gewissen Kreisen umzuhören. Dann ging alles ganz schnell. Kuna kehrte zurück mit einem sicheren Tip. Die Botschaft und die Polizei wurden alarmiert und man machte sich gemeinsam auf, um Lena zu befreien. Glücklich sah Kai auf Lena herab und lächelte sie an. „Da sind wir ja gerade noch rechtzeitg gekommen. Aber jetzt mußt du erzählen, was du alles erlebt hast. Wir werden auf der Rückreise viel, viel Zeit haben.“ Zögernd sah Lena zu Kai auf und irgendwie wollte sich das Glück über ihr Wiedersehen und über ihre Freiheit nicht so recht einstellen. Leise sagte sie: „Ja, viel Zeit. Wie geht es denn von hier aus weiter, Kai?“ „Kuna hat alles vorbereitet. Das Taxi bringt uns zu einem Bootssteg. Dort wartet ein Botschaftsangestellter auf uns und übergibt dir einen Behelfspaß. Dann steigen wir in eine Feluke und die bringt uns zu einem Nildampfer. Die Fahrt habe ich kurzfristig buchen können. So haben wir noch ein paar schöne Tage, bis wir Luxor erreichen und von dort aus direkt nach hause fliegen. Ich habe sogar ein paar von deinen Kleidern und Utensilien mitgebracht. Es ist an alles gedacht.“ In seiner Begeisterung merkte Kai gar nicht, daß Lena immer stiller wurde. Bald hatten sie den Bootssteg erreicht und wie Kai gesagt hatte, warteten bereits Botschaftsangestellter und Feluke auf sie. Lena kam es vor, als ob sie sich selber in einem Film beobachten würde. Alles war plötzlich so wirklichkeitsfremd. Der Mann drückte ihr ihren Paß in die Hand und Kai nahm sie beim Arm, um sie zur Feluke zu führen. Kai stieg zuerst auf die schwankenden Planken und als er ihr die Arme entgegenhob, um ihr beim Einsteigen behilflich zu sein, sah sie vor ihrem inneren Augen ein ganz anderes Gesicht. Sie sah langes schwarzes Haar und tiefdunkle, melancholische Augen. Sie schüttelte den Kopf, wie um die verschwommenen Gedanken abzuschütteln und betrat das Boot.
Die Entscheidung
Die Dunkelheit hatte sich über das Land gesenkt und die Lichter der Stadt malten glänzende Bahnen auf das schwarze Wasser des Nils. …
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