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…  So nahm sie an einem schönen warmen Morgen Lena bei der Hand und zog sie hinter sich her durch die Gänge der Villa, durch den Innenhof und durch eine der beiden kleinen Pforten hinaus. Aus ihrer Lethargie erwacht, sah Lena staunend um sich. Ein riesiger Park dehnte sich hier aus. Die Mauern, die ihn begrenzten, waren kaum zu sehen, so groß und dicht bewachsen war dieser Garten. Palmen waren in Reihen gepflanzt, Obstbäume setzten bunte Tupfer dazwischen und überall von den Mauern oder zwischen den Bäumen wucherten bunten Teppiche von Blumen. Lena atmete tief die vielen verschiedenen Düfte ein, die den Pflanzen entströmten und Merit sah das erste leichte Lächeln ihre Lippen kräuseln, seit sie von Luxor heimgekehrt war. „Komm mit.“ sagte Merit mit einem vielversprechenden Blick. „Es gibt noch mehr zu sehen.“ Sie gingen durch die blühende Pracht und Lena konnte sich kaum sattsehen. Endlich spürte sie wieder das Leben in sich und sie beschloß, irgendwie in Retenus Nähe zu gelangen, wenn nicht mit Erlaubnis, dann eben ohne. Entschlossen straffte sie die Schultern und warf Merit ein dankbares Lächeln zu. Sie fühlte, wie ihre Lebensgeister zurückkehrten und ihr Tatendrang wuchs. Sie hatten eine Unterbrechung in der Mauer erreicht und mit Staunen sah Lena plötzlich vor sich den trägen breiten Fluß schimmern. Breite steinerne Stufen, führten zum Nil hinab und verschwanden in den grünen Fluten. Papyrusschilf wuchs links und rechts davon und verhüllte wie mit einem grünen Mantel die weißgestrichenen Mauern. Lena zog ihre Schuhe aus und ließ sie ins Gras fallen. Sie ging langsam die Treppe hinab, bis das Wasser des Nils ihre Füße umspülte, dann setzte sie sich auf eine Stufe und ließ die kühle Brise, die über den Strom wehte, durch ihr Haar streichen. Zufrieden blickte Merit auf sie herab. Die Ablenkung schien ihrem Schützling gutzutun, sie sah schon viel gesünder aus. Merit ließ sich neben Lena nieder und strich ihr eine Strähne des rotgoldenen Haares aus der Stirn. „Na, meine Kleine, geht es dir jetzt ein bißchen besser?“ „Ja, es geht mir besser, Merit. Danke, daß du mich an diesen wunderbaren Ort gebracht hast. Aber weiß du, es läßt mir einfach keine Ruhe, daß ich nichts Näheres über den Zustand von Retenu erfahren kann, daß man mich nicht zu ihm läßt. Warum schickt er mir keine Nachricht; warum läßt er mich nicht zu sich rufen.“ Sie schaute verzweifelt zu Merit auf. Merit verstand die Gefühle der jungen Frau inzwischen recht gut. …
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