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… oder du meinst?“–
Sylvia zuckte mit den Schultern.–
„Ich habe guten Eindruck“
Die kleine Familie kam mit einem Aufseher der Einrichtung zurück. Der bärtige Mann hängte die schwarze Tafel wieder an ihren Haken. Der Chef gab Mira die Hand und sprach einige unverständliche Worte. Sylvia vermutete, dass es sich um eine Verabschiedung und Wünsche für die Zukunft handelte. Dann legte er ihre eine Decke über die Schultern und schob Mira von dem Podest hinunter. Die dickliche, schwangere Frau hieß sie mit einem Händedruck willkommen. Jetzt würde sie diesen Saal verlassen, der sie so viele Wochen beherbergt hatte und hoffentlich nie wieder hierher zurückkommen. Noch einmal blickte Mira hinauf in ihre Nische. Ihr Blick blieb an der Schiefertafel hängen. Die Pupillen weideten sich vor Entsetzen, als ihr Geist das verarbeitete, was dort Geschieben stand. Das war einfach nicht möglich. Hier musste es sich um einen Irrtum handeln. Sie musste sich verlesen haben. Doch es war kein Irrtum! Von einem Moment zum nächsten wurde ihr Gesicht so bleich wie die Kreide der Schrift. Damit würde sie ihre Schulden nicht begleichen können. 
Die Familie drängte zum Ausgang, zogen sie hinter sich her. Mira konnte ihren Blick einfach nicht von der Tafel lösen. Dann sah sie auf Sylvia. Die Mischung aus Entsetzen und entblößtem Hass ließ diese erschrocken zusammenzucken. Der Blick bohrte sich tief in ihre Augen. Ein stummer Schrei, den Sylvia niemals in ihrem Leben vergessen würde! Dieser vorwurfsvolle Blick. Aber noch viel, viel, viel schlimmer was das Bedauern und die Endtäuschung, die sie in Miras Augen lesen konnte. 
An satt ihren Triumph zu genießen, stülpte sich Sylvia der Magen um. Mit einem Mal war ihr hundeübel. 
So schlecht, wie in den nächsten Tagen, war es ihr noch nie zuvor in ihrem Legen gegangen. Am Tag konnte sie kaum etwas essen und jede Nacht sah sie diesen unendlich vorwurfsvollen Blick. Wieder und wieder. Ein anklagendes Flüstern, welches ihr nur vier Worte immer wieder eingravierte: Was hast du getan?
...

6.2 - Die Auslöse


Sylvia warf sich im Traum hin und her. Die allgegenwärtige Hitze machte sie fiebrig. Sie befand sich in einem großen Gerichtssaal. Ihr Blick wanderte zu dem großen Fenster. Irgendwie wusste sie, dass da unten ein mit Heu beladener Wagen stand, obwohl sie ihn nicht sehen konnte. Dann sah sie hinüber zu den Zuschauern, den Geschworenen, die Richterin saß rechts von ihr. Im Saal  …
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