… ja normalerweise mehr der offene Kampf sein Gebiet war, war er auch ein guter Stratege und um einen Hinterhalt aufzudecken oder eine Intrige zu entkräften, war es am besten erst einmal eine Strategie auszuarbeiten. Sunu hatte sich vorgenommen, ein paar vertrauenswürdige Leute einzusetzen, die sich für ihn an verschiedenen Stellen des Palastes umhören sollten. Allerdings war er noch nicht lange genug vor Ort, um allzu viele davon zu haben. Grübelnd saß er also, nachdem Tunip ihm beim Ankleiden geholfen hatte, über einem üppigen Frühstück aus Datteln, Milch und in Honig gebackenen Äpfeln und dachte über die Leute nach, die er hier bereits kennengelernt hatte. Obwohl er sich den Kopf zermarterte, blieben immer nur zwei Personen übrig: Tunip und der Leibwächter Hui. Mit Hui hatte er sich in den Tagen seit seiner Ankunft in Theben schon viel unterhalten und er hatte den unwiderruflichen Ausdruck von Treue seiner Herrin gegenüber in seinen Augen gesehen. Sunu war sich sicher, dass seine Loyalität auch ihm als Auge und Ohr Hatschepsuts gelten würde. Tunip schwirrte sowieso schon in seiner freien Zeit, die er ja zu Genüge hatte, da bis jetzt noch kein Schreibkram anfiel, auf dem gesamten Palastgelände herum und schwatzte mit jedem, der ihm in die Quere kam. Sunu brauchte ihn nur anzuweisen, dies weiterhin zu betreiben und sein besonderes Interesse auf Thutmosis, Gaza und Hapuseneb zu richten. Er wies Tunip darauf hin, dass er seine Fragen gezielt aber unauffällig in diese Richtung lenken sollte, wenn er mit anderen Bediensteten sprach. Für Tunip wäre es allerdings so gut wie unmöglich, mit Adligen und hohen Beamten ins Gespräch zu kommen. Für diese Aufgabe musste er Hui gewinnen. Nicht dass dieser mit den hochgestellten Persönlichkeiten reden würde; aber er war durch seine Aufgabe als Leibwächter oft in der Nähe des nächsten Gefolges der Königin und konnte sicherlich in deren Abwesenheit hie und da ein paar wichtige Worte aufschnappen. So nahm sich Sunu also vor, bei nächster Gelegenheit mit dem Nubier zu sprechen. Zunächst jedoch machte er sich selbst auf den Weg zu den Gemächern der Königin, um sich an ihrer Seite einzufinden. Unterwegs dahin sprang er jedoch abrupt hinter eine Säule um sich zu verbergen, da er Gaza, den Vizekönig von Kusch, ganz unauffällig ohne Geleit und ohne pompöse Aufmachung, sich misstrauisch umblickend, hinter einer schweren Bronzetür verschwinden sah. Die Tür war ihm zwar …
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