… hatte. Sunu blickte über die Schulter zurück, blieb abrupt stehen und kehrte zu seinem Schreiber zurück. Intensiv betrachtete er den Inhalt von Tunips Hand. Es war ihm ohne zu fragen klar, woher der Schreiber das Ding hatte. Bei näherer Betrachtung handelte es sich um eine teure Schmuckspange, welche man zum Zusammenhalten von Kleidern benutzte. Sie war in Form eines Leoparden aus Silber gefertigt und mit leuchtend grünen Smaragden besetzt. Solchen Schmuck trug kein Diener und kein Sklave. Nur ein reicher Kaufmann oder ein Adliger konnte sich solches leisten. In diesem Fall handelte es sich wahrscheinlich um den Blutlohn für einen gedungenen Mörder. „Wir reden später.“ Teilte er Tunip kurzangebunden mit. „Ich weiß, die Herrscherin beider Länder erwartet dich.“ Entgegnete der Schreiber. Sunu hob nur zustimmend den Arm und eilte davon. Dank seiner inzwischen wachsenden Kenntnisse des Gebäudes hatte er innerhalb kürzester Zeit die Gemächer der Königin erreicht. Dort wurde er allerdings von den Türwächtern grinsend weitergeschickt mit den Worten: „Wenn die Herrscherin beider Länder jemanden offiziell empfängt, Leutnant Sunu, so geschieht das im Normalfall nicht in ihren Wohn– und Schlafräumen.“ Sunu bedankte sich kühl und schalt sich selber einen Narren, dass er nicht von selbst darauf gekommen war. Die beiden Soldaten, die ihn sicherlich für einen dummen Bauern vom Land hielten, wiesen ihm den Weg zur Audienzhalle. Wenig später hatte er die doppelflügelige Tür zum Saal erreicht und wurde vom Zeremonienmeister angekündigt. Er trat ein und fand sich in einem rechteckigen großen Raum, von dem drei Seiten von hohen goldenen Säulen bestanden waren. Den Boden zierte ein Mosaik, welches die Sonnenbarke in den verschiedenen Stadien ihrer Reise zeigte. Am Kopfende des Saales fehlten die Säulen, dafür führten fünf mit Elektrum überzogene Stufen, welche die ganze Breite des Raumes durchmaßen, zu einer Estrade mit zwei prächtigen Thronsesseln hinauf. Die ganze Szenerie war in das rötliche Licht von Fackeln und Alabasterlampen getaucht, da durch die schmalen hohen Fenster nur noch der blaue Nachthimmel zu sehen war. Sunu tat ein paar Schritte in den Saal hinein und warf sich dann zu Boden, bis er aus den Augenwinkeln bemerkte, dass Hatschepsut ihn mit einer Geste aufstehen hieß. Er trat bis an den Rand der Treppe, vor die beiden glitzernden Prunksessel, welche über und über mit Edelmetallen verziert …
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