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Tunip blickte misstrauisch auf seinen Herrn hernieder, während er einen zierlichen glänzenden Gegenstand in der Hand hielt, welcher beim Zusammenlegen von Sunus Schurz zu Boden gefallen war. Er konnte seinem Herrn ansehen, dass etwas geschehen sein musste. Vorerst verkniff er sich aber noch seine Neugier, da er merkte, dass Sunu erst einmal Ruhe brauchte. Der Schreiber verließ leise den Raum.
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Der Leutnant öffnete erschocken die Augen; beinahe wäre er in der bequemen Wanne eingeschlafen – er hatte ja schließlich in den letzten paar Tagen auch genügend Streß und einen minimalen Schlafanteil gehabt. Selbst die kurzen Ruhephasen konnte er nicht wirklich genießen, da die plötzlich auf ihm lastende Verantwortung und die Umstellung seiner gesamten Lebensumstände ihn nicht zur Ruhe kommen ließen. Tunip hatte den Baderaum betreten und hielt ihm zwei Gewänder zur Auswahl hin. „Die Königin hat einen Soldaten geschickt, um dich zu sich zu bestellen.“ Sagte der Schreiber. „Ich habe ihn zurückgeschickt, mit der Nachricht, dass du sofort erscheinst.“ Sunu erhob sich aus der Wanne und wies auf einen goldgesäumten Schurz mit Gürtel und einen mit bunten Halbedelsteinen besetzten Schmuckkragen. Den ihm von Hatschepsut Geschenkten wollte er nur zu ganz besonderen Anlässen tragen, um nicht als prahlerisch dazustehen. Um die Königin nicht warten zu lassen, rubbelte er sich nur flüchtig das offene halblange Haar trocken und bändigte es mit einem ledernen Stirnband. Tunip half ihm beim Anlegen des Schurzes und des Kragens; dann schlüpfte er noch schnell in seine Sandalen, steckte seinen Dolch in den Gürtel und eilte zur Tür hinaus. Tunip rannte ihm nach und rief drängend: „Herr, vergiß nicht mir nachher alles, aber auch alles, zu berichten!“ Seine Worte unterstrich er mit der ausgestreckten Hand, auf welcher der glitzernde Gegenstand lag, den er in Sunus Gewand gefunden …
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