… frei. Die Königin schritt hoch erhobenen Hauptes an ihm vorbei und auf ein riesiges verziertes, von einen blaugoldenen Baldachin überdachtes Ebenholzbett zu. Dort ließ sie sich niedersinken und das erste mal vermeinte Sunu so etwas wie Erschöpfung in der Haltung der Herrscherin beider Länder zu erkennen. Er blickte sich nochmals genauer im Raum um. Er war sehr übersichtlich: groß, hoch, Decke und Boden mit Mosaiken voller Pflanzendarstellungen bedeckt, spärlich aber edel möbliert. Die Malereien an den Wänden waren vorwiegend in Gold und Silber gehalten. Es gab außer der wuchtigen Bettstatt nur noch einen Schreibtisch mit Ledersessel, aus dunklem Holz mit Elfenbeinintarsien, einen Waschtisch mit Alabasterschüsseln und Schminkzeug, mehrere hölzerne Kleidertruhen und einen großen polierten Bronzespiegel an der Wand. Natürlich fehlten nicht die üblichen Säulen, Statuen, Öllampen und einige Töpfe mit exotischen Blumen und Pflanzen, die Sunu auf Anhieb nicht bekannt waren. Auch ein vergoldetes Kohlebecken für kalte Nächte fehlte nicht. Ein kleinerer Raum, den man jedoch auch gut einsehen konnte, da die Vorhänge welche ihn vom Schlafgemach trennten zurückgezogen waren, enthielt eine Wanne aus Alabaster, die auf kurzen gebogenen Füßen mit Löwenpranken stand. Was Sunu nicht gefiel, war eine Treppe, die neben dem Eingang zum Bad nach oben führte – wahrscheinlich zu einer Dachterrasse –und die an ihrem oberen Ende nur von einer Art Falltür verschlossen war. Für ihn als erfahrenen Krieger war dies eine Gefahrenquelle, da sich Eindringlinge übers Dach nähern konnten. Während er sich noch umblickte und die beiden Nubier ihre übliche Aufstellung, in diesem Fall links und rechts des Bettes, einnahmen, eilte plötzlich eine großgewachsene weißgekleidete Gestalt ins Zimmer. Sunu reagierte blitzschnell in gewohnter Manier und warf sich dieser in den Weg. Der Aufprall war so stark, dass der anscheinend weniger kampferprobte Gegner rückwärts gegen eine halbhohe Säule mit Blumentopf prallte, die auch prompt mit viel Geschepper umkippte und den Inhalt des Blumengefäßes auf den Mosaikboden entließ. Mit ungläubigem Blick verlor der Mann das Gleichgewicht und fiel, mit den Überresten des Gefäßes, zu Boden. Hatschepsut war erschrocken aufgesprungen, während sich die beiden Schwarzen grinsend anblickten. Als Sunu wieder auf den großen Mann zugehen wollte, hob Hatschepsut beschwichtigend die Hand. Einen Moment …
◄ zurück blättern Beurteilen Sie den Text bitte fair.
Ihre echte Einschätzung hilft dem Autor seine Texte zu verbessern.
2392 Leser seit 1. Jan. 2024 für diesen Abschnitt
Noch kein Kommentar zu dieser Seite.
Sei der Erste!